Schlangenfüße 蛇足

dasoku

Diese japanische Wendung ist von einem chinesischen Sprichwort abgeleitet und bezeichnet etwas Überflüssiges.

Ein Adliger aus dem altchinesischen Staat Chǔ (楚) hatte nach seinem Ahnenopfer noch eine Kanne Wein übrig. Er ging zu seinen untätig herumsitzenden Gefolgsleuten und sagte: „Ich habe hier ein gutes Tröpfchen. Macht euch einen schönen Nachmittag damit.“

Doch die Gefolgsleute sahen rasch, dass die Kanne zu wenig für alle war. Da machte einer von ihnen einen Vorschlag: „Wir veranstalten einen Wettbewerb. Wer es am schnellsten schafft, eine Schlange zu malen, dem gehört die ganze Weinkanne.“

Gesagt, getan. Die Leute aus Chǔ galten zwar als nicht besonders helle, aber eine Schlange zeichnen konnten sie doch. Als nun der erste fertig war, wurde er übermütig und sagte: „Ich war viel schneller als ihr. Schaut, ich habe sogar noch Zeit, um der Schlange Füße zu malen.“

Während er, den Weinkrug bereits in Händen haltend, noch mit dem Malen beschäftigt war, wurde ein anderer fertig. Dieser entriss ihm den Krug, trank den Wein und belehrte ihn: „Eine Schlange hat keine Füße! Wieso zeichnest du denn welche?“

„Eine Schlange malen und Füße hinzufügen“ bedeutet etwas Überflüssiges tun. Diese Redewendung entspricht unserem „Eulen nach Athen tragen“.

Das chinesische Original lautet folgendermaßen:

画蛇添足

huà shé tiān zú

eine Schlange zeichnen und Füße hinzufügen

Vokabeln:

画 huà malen 蛇 shé Schlange 添 tiān hinzufügen 足 zú Fuß, Füße

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