Absolventen im Berufsleben

Beatrix Frisch: General Manager China Operations für Mackevision CG Technologies and Services (Shanghai) Co. Ltd.
Abschlussjahrgang 1997
Studienschwerpunkt China

Peter Keim: Selbstständig im Bereich Vertrieb, Marketing und Beratung
Abschlussjahrgang 1998
Studienschwerpunkt China

18. Juni 2018

Beatrix, Peter, stellt euch doch zunächst einmal kurz vor.

Beatrix: Ich habe 1992 am OAI im Fachbereich China angefangen, im Frühjahr 1997 mein Diplom absolviert und danach direkt bei Volkswagen in Wolfsburg angefangen zu arbeiten. Seit meinem Abschluss bin ich beruflich sowohl in Deutschland als auch in China, in der Zwischenzeit auch einmal in England, tätig. Ich war also weder kontinuierlich in Deutschland noch in China. Bei meinen Tätigkeiten habe ich mich jedoch immer mit Themen rund um China befasst.

Derzeit wohne ich sowohl in Beijing als auch in Berlin. Geplant ist, dass ich Ende des Jahres nach Deutschland zurückkomme und dann innerhalb meiner aktuellen Firma Mackevision eine neue Aufgabe übernehme.

Peter: Ich habe 1991 angefangen zu studieren und 1998 meinen Abschluss gemacht. Anschließend bin ich für die Firma Kömmerling, einem Unternehmen aus der Pfalz, nach China gegangen. Seitdem wohne ich auch dort, derzeit in Shanghai. Angefangen habe ich im Bausektor. In diesem Bereich war ich bei verschiedenen Firmen im Vertrieb und Marketing tätig. Später ging es für mich in den Bereich Maschinen. Allerdings ging die Firma, für die ich damals arbeitete, insolvent. Anstatt zurück nach Deutschland zu kehren, beschloss ich, mein Hobby zum Beruf zu machen. Ich habe mich selbstständig gemacht und Abenteuermotorradreisen in China, Tibet und dem angrenzenden Ausland wie zum Beispiel Laos angeboten und auch selbst geführt. Nach vier Jahren ging es dann wieder zurück in ein reguläres Angestelltenverhältnis bei Fuchs Petrolub aus Mannheim.

In welchen Unternehmen seid ihr momentan tätig und welche Aufgaben übernehmt ihr dort?

Beatrix: Seit Anfang 2015 bin ich bei Mackevision als General Manager für den chinesischen Markt zuständig und habe dort die Produktion basierend auf einer existenten Niederlassung für Sales und Consulting aufgebaut. Ich habe also das komplette Geschäft übernommen und die Mackevision zu einem produktiven Dienstleister in China ausgebaut. Mackevision ist ein Unternehmen aus Stuttgart, damals noch Mittelständler, im Bereich 3D-Visualisierung (CGI- Computer Generated Imagery) tätig. Zu dieser Position bin ich über die Vermittlung eines anderen OAI Alumni, der als Headhunter eingeschaltet war, gekommen. Mittlerweile gehört Mackevision zu Accenture.

Peter: Ich habe mein derzeitiges Arbeitsverhältnis in China beendet und werde im Sommer dieses Jahr nach 20 Jahren mit meiner Familie wieder nach Deutschland zurückkommen. Zukünftig werde ich selbstständig im Bereich Vertrieb, Marketing und damit zusammenhängende Beratung arbeiten, und chinesische Unternehmen, die in der EU Produkte verkaufen und Dienstleistungen anbieten wollen, dabei helfen. Ich werde also nicht wie zuvor versuchen, den deutschen Mittelstand in China voranzubringen, sondern umgekehrt den chinesischen Mittelstand in Deutschland beziehungsweise Europa, zu unterstützen.

Ihr seid beide schon seit geraumer Zeit am chinesischen Markt tätig. Vor welchen Herausforderungen standet ihr, als ihr angefangen habt, und vor welchen steht ihr heute noch?

Beatrix: Als ich 1991 zum ersten Mal zum Studieren in Beijing war, war China nach außen hin ein ganz anderes Land, als es heute ist. China ist ein Land, welches sich seit rund 40 Jahren in stetiger Veränderung befindet, was wiederum Herausforderungen für das Land selbst, aber natürlich auch für jeden, der dort ist, darstellt.

Jeder erwartet, dass das Land moderner und einfacher wird, besonders die Unternehmen, die hier in Deutschland oder der EU zu Hause sind. Dem ist jedoch nicht so, denn China ist und bleibt immer noch China, mit seinem eigenen Kulturkreis und seinen eigenen Denkweisen. Es ist nun mal ein Land, das selbst noch kein ausgewogenes Gleichgewicht gefunden hat, sei es in der Politik, der Wirtschaftsführung, der Ausbildung oder ähnlichem. Und besonders das stellt natürlich auch Herausforderungen für diejenigen dar, die schon seit längerer Zeit dort sind. Auf der einen Seite ist China gewiss kein Schwellenland mehr, auf der anderen Seite aber auch noch nicht mit irgendeinem anderen Land vergleichbar. China bleibt einfach eine Herausforderung.

Wie geht ihr mit diesen stetigen Herausforderungen um?

Beatrix: Man wird ruhiger mit der Zeit und man entwickelt eine gewisse Abgeklärtheit, wenn man lange dort ist. Wenn beispielsweise neue Regularien in der Besteuerung aufgestellt werden oder von Seiten der Hersteller etwas Neues kommt, hilft es, erstmal ruhig zu bleiben und nicht sofort in einen Alarmmodus umzuschalten. Nachdem man sich den Fall genauer angeschaut und durchgesprochen hat, stellt sich oft heraus, dass es der alte Wolf im neuen Schafsfell ist.

Man muss jedoch hervorheben, dass es ein unglaublicher Anspruch an Flexibilität birgt, denn irgendwas wird dann doch wieder neu gemacht. Ob es dann jedoch wirklich neu ist, ist eine andere Frage. Man kann sich auf nichts ausruhen, es ist eigentlich immer wieder neue Arbeit, die auf einen zukommt.

Was sind deine Erfahrungen, Peter?

Peter: China muss man leben wollen. Die Geschwindigkeit dort ist unheimlich hoch. Geschäfte werden dort nach dem Motto Business-24-hours getätigt und da muss man auch in gewissen Bereichen bereit sein, dies mitzumachen und Einsatz zu zeigen.

Der Anspruch an diejenigen, die rüber nach China gehen, ist ebenfalls gestiegen. Dass man sehr gute Grundkenntnisse in Chinesisch mitbringt, ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Hinzukommt, dass auf Seiten des chinesischen Arbeitsmarktes sich auch viel verändert hat.

Die jungen Chinesen, die neu auf den Markt kommen, sind gut ausgebildet und sprechen gutes Englisch oder auch andere Fremdsprachen, die Konkurrenz ist also definitiv da.

Welche Ratschläge könnt ihr den heutigen Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und zukünftig nach China gehen wollen, geben?

Beatrix: Es ist schwierig. Ich denke, es ist immer noch so, dass viele Unternehmen noch nicht wirklich den Wert erkannt haben, wenn man diese zweiseitige Ausbildung, die das OAI bietet, durchlaufen hat. Darüber hinaus muss man sich bewusst sein, dass die Regularien in China andere sind. Heute werden zwei Jahre Arbeitserfahrung vorausgesetzt, um ein Arbeitsvisum zu bekommen und selbst dann ist es nicht leicht, sofort Fuß zu fassen. Außerdem gibt es kein Visum mehr für Praktika, da China diese Stellen gerne an chinesischen Studenten vergeben möchte.

Aus meinen Erfahrungen heraus kann ich sagen, dass es besser ist, erstmal Grundkenntnisse über die Firma innerhalb Deutschlands oder Europas zu erlangen, somit die zwei Jahre Berufserfahrung zu überbrücken und dann nach China zu gehen. Dies hat zum einen den Vorteil, dass man das China-Geschäft des Unternehmens von der deutschen Perspektive kennenlernt und zum anderen erscheint man später vor Ort aus Sicht der chinesischen Unternehmen und Kunden glaubwürdiger.

Peter: Ich kann empfehlen, während des Studiums schon einmal erste Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen und später dann unter dem Schutz eines Unternehmens nach China zu gehen. In diesem Zusammenhang würde ich ein deutsches Unternehmen vorziehen, denn diese sind meist gut strukturiert, die Bezahlung ist nicht schlecht und sie sind auch oft bereit, ihren zukünftigen Mitarbeitern zu helfen, wenn sie ins Ausland wollen.

Als ich damals angefangen habe, waren die Unternehmen erstmal froh, dass überhaupt jemand nach China wollte und dann auch dort geblieben ist. Jemanden vor Ort zu haben, mit dem man auf Deutsch kommunizieren kann, ist ein großer Vorteil für die Unternehmen, auch heute noch.

Beatrix: Eine andere Möglichkeit, um nach dem Abschluss in China beruflich tätig zu werden, ist, einen Master dort zu machen, da es dann auch einfacher ist, ein Arbeitsvisum zu bekommen. Wie Peter schon sagte, Praktika zu machen, um sich in die Arbeitswelt einzufinden und sich bei den Unternehmen zu profilieren, ist ebenfalls zu empfehlen.

Auf der andern Seite gibt es immer mehr chinesischen Unternehmen, die sich in Europa etablieren möchten. Oft wissen diese nicht, wie das Geschäftsleben in Anbetracht der Regularien hier in Deutschland abläuft, was die Möglichkeit bietet, sich hier den chinesischen Unternehmen anzubieten und diese zu unterstützen. Man sollte also keineswegs Angst haben, auch mal die Initiative zu ergreifen und an chinesische Unternehmen in Europa heranzutreten.

Ein Punkt, der sicher auch für unsere Studierende mit Schwerpunkt Japan und Korea interessant ist.

Vielen Dank für das interessante Interview und auch weiterhin viel Erfolg!

(Das Interview führte Svenja Neu.)

Dekan des Fachbereichs Tourismus und Hospitality, Studiengangsleiter Tourismus Management an der IST-Hochschule für Management

24. April 2018

Hallo Felix, erzähl doch bitte wie es für dich nach deinem Abschluss am Ostasieninstitut weiterging.

Nach dem OAI, wo ich im April 2002 meinen Abschluss machte, habe ich beruflich eine turbulente Zeit durchlebt. Mein Ziel war eine Anstellung im Tourismus. Aber ich war immer dann mit meinen Studien fertig, wenn eine Wirtschaftskrise ausbrach. Das begann schon direkt nach meiner Zeit am OAI: Im Frühjahr 2000 war die Dotcom-Blase geplatzt und am 11. September 2001 sorgten die Anschläge auf das World Trade Center für Turbulenzen in der Wirtschaft. So war es schwierig, eine Anstellung zu finden.

Auf die Stelle, die ich später auch bekommen habe, bin ich durch Zufall gestoßen. Ich sah zufällig ein Schild „Offizielles Chinesisches Reisebüro“ und habe mich initiativ beworben. Das war erfolgreich.

Was für Erfahrungen konntest du bei dem chinesischen Reisebüro sammeln?

Ich war beim Offiziellen Chinesischen Reisebüro CTS (China Travel Service) in Frankfurt tätig. Es handelte sich um ein sogenanntes Incoming-Reisebüro, das dafür zuständig ist, Reisen für Chinesen durch Deutschland zu organisieren. Das Aufregende war, dass ich zu der Zeit einen bedeutenden Umbruch miterlebte. Die Visapolitik wurde 2003 verändert und Chinesen durften als Privatleute nach Europa reisen. Es sah so aus, als ob der Tourismusbranche blühende Zeiten bevorstehen. Doch zeitgleich breitete sich eine hochsteckende Vogelgrippe (SARS) aus und für sechs Monate durfte kein Chinese aus der Volksrepublik ausreisen.

Das bekam das Reisebüro zu spüren. Infolgedessen mussten die Abläufe umstrukturiert und die finanziellen Ausfälle kompensiert werden. Da ich als letzter eingestellt wurde, damals noch keine Familie hatte und außerdem noch ein sehr gutes Gehalt bezog, wurde ich schließlich betriebsbedingt nach nur acht Monaten entlassen.

Wie ging es dann für dich weiter?

Ich bin dann bei einem Nischen-Reiseveranstalter untergekommen. Als Produkt Manager habe ich zwei Kataloge produziert. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht, auch weil es ein klasse Chef und ein sehr nettes Team war. Allerdings habe ich realisiert, dass ich dauerhaft ich bei einem kleinen Reiseveranstalter keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr habe und gleichzeitig bei einem großen nicht unterkommen werde. Über den Umweg einer kurzen Phase der Selbstständigkeit als Hotelrepräsentant bin ich schließlich Vertriebsleiter für eine touristische Software geworden.

Wie kamst du dann darauf, einen MBA in England zu machen?

Leider kam die Software im Markt nicht an und es war absehbar, dass das Projekt eingestellt werden würde. In dieser Zeit bin ich auf Xing gegangen und habe geschaut, was meine Kommilitonen vom OAI getan haben, die das machen, was ich gerne tun würde. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele noch ein MBA Studium angehängt haben.

Als klar wurde, dass mein Projekt wirklich eingestellt würde, habe ich das MBA Programm an der Oxford Brookes University aufgenommen.

Wie ging es nach dem MBA für dich weiter?

Während meines Studiums wusste ich bereits, dass es wieder schwierig werden würde, eine Stelle zu finden, denn 2008 gab es wieder eine Wirtschaftskrise. Und deshalb dachte ich mir, ich könnte auch das machen, was ich sowieso schon seit geraumer Zeit im Kopf hatte: Ich wollte an einer Hochschule lehren. Dazu fehlte mich aber die ausreichende Qualifikation, sprich der Doktortitel. Ich hatte das Glück, dass zu der Zeit in Salzgitter an der FH ein wissenschaftlicher Mitarbeiter für Tourismus gesucht wurde. Jedoch kann man an einer FH nicht promovieren. Trotzdem konnte ich dort erste Lehrerfahrung sammeln und mich nach einer Möglichkeit zur Promotion umsehen. Ein Professor der Fakultät stellte dankenswerterweise einen Kontakt zu einem potentiellen Doktorvater her. Bei ihm konnte ich dann in der Fachrichtung Tourismus promovieren.

Nach deiner Promotion hast du dich dafür entschieden, eine Professur anzunehmen.

Genau. Der Beruf an sich hat mich schon immer gereizt. Zum einen konnte ich mir gut vorstellen meine Erfahrungen weiterzugeben. Zum anderen empfinde ich diesen Beruf als außerordentliches Privileg, denn es gehört dazu, dass man quasi beständig weiter studiert. In dieser Zeit der Neuorientierung war gerade eine Professur an der IST-Hochschule ausgeschrieben. Sie ist eine Fernhochschule und reizte mich daher besonders. Außerdem kannte ich die Schwesterorganisation, das IST-Institut, an dem ich bereits einen Fernlehrgang absolviert hatte. So wusste ich sehr gut, auf was ich mich einließ. Das Tüpfelchen auf dem „i“ war, dass die IST-Hochschule auf Grund ihrer Lage in Düsseldorf auch für meine Familie den besten Standort in Deutschland bietet – denn mittlerweile bin ich mit einer Japanerin verheiratet und so leben wir mit unseren beiden Kindern in der größten japanischen Gemeinde Deutschlands.

Seit September 2015 bist du Studiengangsleiter für Tourismus Management. Welche Aufgaben übernimmst du dort?

Als Studiengangsleiter an einer Fernhochschule lehre ich nur selten direkt, sondern meistens über den Bildschirm oder ich spreche Video-Filme ein. Weiterhin betreibe ich verschiedene Forschungsaktivitäten im Bereich Tourismus, momentan mit dem Schwerpunkt des barrierefreien Reisens („Tourism for all“).

Studiengangsleiter zu sein ist außerdem eine Managementaufgabe. Ich bin verantwortlich für die Koordination der Fächer und führe die Aktualisierung des Studienganges durch, damit dieser den Bedürfnissen des Marktes entspricht. Außerdem übernehme ich auch die Planung von neuen Studiengängen. Momentan bin ich dabei, einen Masterstudiengang zu konzipieren.

Welche Ratschläge kannst du unseren heutigen Studenten rückblickend geben?

Sie sollten sich immer weiterbilden, auch nach dem Studium. Dann eröffnen sich immer neue Möglichkeiten und man tritt nicht auf der Stelle. Abschließend kann ich sagen, dass ich am OAI sehr gut ausgebildet wurde. Es waren vier wunderbare Jahre, die mich rückblickend positiv geprägt haben.

Danke für das interessante Interview und alles Gute für die Zukunft!

(Das Interview führte Svenja Neu.)

Team Leader im Bereich Member Services bei der AHK Japan

19. März 2018

Bastian, erzähl doch bitte wie es für dich nach deinem Abschluss am Ostasieninstitut weiterging.

Nachdem ich meine Bachelorarbeit abgegeben habe, bin ich direkt zurück nach Japan gegangen, um dort für ein halbes Jahr bei Mitsubishi Fuso ein Praktikum zu machen. Dort war ich in der HR-Abteilung tätig, speziell im Recruiting und Talent Management-Bereich. Auf die Praktikumsstelle wurde ich über Kontakte zum OAI aufmerksam.

Mitsubishi Fuso gehört mittlerweile zu 89% der Daimler AG. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass in den meisten Unternehmen – unabhängig vom Namen – eine japanische Unternehmenskultur herrscht.

Nur weil es nominell ein deutsches Unternehmen ist, darf man nicht erwarten, dass alles wie in Deutschland abläuft. Es ist also essentiell, sich zu einem gewissen Grad an die japanische Arbeitsweise anzupassen. Um einen ersten Einblick in diese ungewohnte Arbeitswelt zu bekommen, ist ein Praktikum besonders gut geeignet. Ich empfehle auch, den Zeitpunkt der Suche nach einem Praktikumsplatz möglichst früh anzugehen, bestenfalls über ein halbes Jahr im Voraus.

Im März 2011 waren das große Tōhoku-Erdbeben und die Nuklearkatastrophe von Fukushima. Wie haben sich die Ereignisse auf deine damalige Situation ausgewirkt?

Mein Praktikum sollte eigentlich bis April 2011 laufen, ich wurde jedoch aufgrund der Ereignisse vom 11. März seitens des Unternehmens zurück nach Deutschland geschickt.

Zurück in Deutschland brauchte ich erst einmal ein paar Tage um überhaupt zu begreifen, was eigentlich genau passiert war. Mein ursprünglicher Plan war, dass ich weiterhin in Japan bleiben und anfangen würde, zu arbeiten.

Als dann im November 2011 eine Stelle bei der Industrie- und Handelskammer Japans (AHK Japan) ausgeschrieben wurde, habe ich mich deshalb auch direkt darauf beworben und bin nun seit Anfang 2012 für die Handelskammer in Tokyo tätig.

Kannst du unseren Lesern kurz beschreiben, was die AHK macht?

Die AHK Japan ist die zentrale Stelle der deutschen Außenwirtschaftsförderung in Japan. Sie unterstützt die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und unterstützt deutsche KMU beim Markteintritt im Ausland. Darüber hinaus sind wir auch eine Mitgliederorganisation und schaffen für mehr als 450 Mitglieder eine Plattform für Diskussionen, zum Austausch und zur Vernetzung. Wir sind Teil eines weltweiten Netzwerkes mit 130 Standorten in 90 Ländern.

Was sind deine genauen Aufgaben bei der AHK Japan?

Von den knapp sechs Jahren, in denen ich bei der AHK arbeite, war ich in den ersten dreieinhalb Jahren im Bereich DEinternational als Consultant tätig. Dies ist der schon erwähnte Dienstleistungsbereich der AHK, in dem wir deutschen KMUs beim Eintritt in den japanischen Markt helfen. Wir erläutern unter anderem die rechtlichen Grundlagen, zeigen Wettbewerber auf, führen Marktstudien durch und betreiben auch Geschäftspartnervermittlung.

Im September 2015 bin ich in den Mitgliederbereich gewechselt, da dort der Abteilungsleiter in den Ruhestand ging und ich gefragt wurde, ob ich die Leitung übernehmen möchte. Mein Team besteht hier aus drei japanischen Mitarbeiterinnen sowie einer Praktikantenstelle.

Die AHK hat 450 Mitgliedsunternehmen für die wir das ganze Jahr über Veranstaltungen organisieren. Darüber hinaus sind wir auch für die Werbung neuer Mitglieder und die feste Bindung bestehender Mitglieder zuständig.

Vor welche Herausforderungen wurdest du bei deinem Wechsel von einer normalen Angestelltenposition zu einer Führungsposition gestellt?

Eine der größten Herausforderungen war und ist die Kommunikation. Was für mich eine rein sachliche Aussage ist, kann von einem anderen als persönliche Kritik aufgefasst werden. Das führt schnell zu Missverständnissen ohne dass man selbst davon etwas merkt.

Außerdem muss man in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, die man menschlich gegebenenfalls nicht treffen würde, aber aus der Position des Vorgesetzen und aus Sicht der Organisation zu treffen sind. Es ist Anfangs aber auch überraschend schwer, ehrliches Lob auszusprechen.

Eine weitere Herausforderung war es, in einem deutsch-japanischen Umfeld als vom Alter her jüngere Person der Vorgesetzte zu sein. Auf der einen Seite darf man seine Autorität nicht verlieren, auf der anderen Seite ist man immer noch Teil des Teams, welches gemeinsam am selben Ziel arbeitet.

Neben den Herausforderungen hat die Position aber auch viele neue Möglichkeiten eröffnet. Man verfügt über einen größeren Gestaltungsspielraum und kann so die Ausrichtung und Strategie der Abteilung festlegen, planen und umsetzen. Das macht sehr viel Spaß und motiviert jeden Tag aufs Neue.

Wie hat dich das Studium am Ostasieninstitut auf dein Leben und deine Arbeit in Japan vorbereitet?

Das Auslandsjahr hat dabei womöglich die größte Rolle gespielt. Ich war ein Jahr lang in Nagoya. Ich habe dort Japaner außerhalb der Uni kennengelernt, mit denen ich immer unterwegs war. Da diese kein Englisch sprachen, lief die Kommunikation ausschließlich auf Japanisch ab, was natürlich fördernd für meine Sprachkenntnisse war.

In dem Auslandsjahr sollte man so viel von der japanischen Sprache und Kultur mitnehmen, wie es irgendwie geht. Man ist ein Jahr lang der Fremdsprache ausgesetzt, also ihrer natürlichen Geschwindigkeit sowie ihren Rhythmus und auch dem Gebrauch des Vokabulars. Sich daran zu gewöhnen und die Sprache zu verstehen, lernt man nicht nur in Vorlesungen. Dafür muss man sich in den Alltag außerhalb der Uni einbringen. Das kann durch das Beitreten eines Clubs sein oder man geht abends öfter mit Japanern zusammen weg, da gibt es viele Möglichkeiten.

Aber nicht nur das Auslandsjahr, auch die ersten beiden Jahre am OAI sind von großer Bedeutung. Je besser man in dieser Zeit lernt, desto mehr kann man aus seinem einen Jahr im Ausland rausholen. Wenn man das erste halbe Jahr dafür braucht, um seine Schüchternheit zu überwinden,  um Japanisch zu sprechen, hat man dieses halbe Jahr eigentlich verloren. Und je mehr man aus dem Auslandsjahr mitnimmt, desto mehr Möglichkeiten hat man später.

Hast du aus deinen Erfahrungen in Japan noch einen guten Tipp für unsere Studierenden?

Ein Ratschlag von mir ist, möglichst viel aus dem Netzwerk des OAI herauszuholen. Ich meine damit nicht nur das Netzwerk innerhalb Ludwigshafens sondern beispielsweise auch dem Netzwerk hier in Tokyo. Wenn man zum Beispiel zum Studium oder Praktikum in Japan ist, kann man hier Anschluss finden und sich mit anderen Leuten über ihre Erfahrungen austauschen.

Das Netzwerk ist natürlich nicht alles, aber es macht viele Sachen einfacher, zum Beispiel, die richtigen Leute kennen zu lernen. Nur weil man von jemandem empfohlen wurde, heißt es natürlich nicht, dass man sofort einen tollen Job bekommt. Aber man bekommt dadurch vielleicht eine Chance zu einem Vorstellungsgespräch oder zumindest einen ersten Kontakt mit weiteren Möglichkeiten.

Vielen Dank für das interessante Interview und auch weiterhin viel Erfolg in Japan!

(Das Interview führte Svenja Neu.)

SAP IMPACT Graduate Leadership Program Member

8. Februar 2018

After graduation you rejected a job offer by SAP and joined a start-up company instead. What was your motivation for joining the start-up?

I was actually writing my Bachelor thesis for SAP and had the opportunity to join the company. The company culture and the high job security really appealed to me; however, I decided that it would be more interesting to get a more complete picture of what the business world is about from a bottom-up perspective first. At the time I thought that joining a large company would provide a limited glimpse of this world as a clear job description typically focuses on one particular thing. In addition, I found it to be quite hard to decide which department or business area I wanted to work for right after my bachelor degree.

It was also very important to me to learn and to grow quickly in order to make a disruptive impact. So I decided to join a start-up company for a racier start to my career.

Which tasks and responsibilities were entrusted to you?

When you work for a start-up, you are supposed to be a jack of all trades. You are thrown into all kinds of situations where you alone are responsible for figuring out how something works and what exactly needs to be done to solve a problem. So my job was to be the handyman (putting up the office kitchen), the marketing manager (organizing, hosting fair and events, redesigning the company website and print media), the procurement officer (dealing with suppliers) and to be an assistant to the CEO. But the main focus of my job was to provide consulting services on million-Euro investments for our clients in the automotive industry. There was no real definition of what my job description really was.

On one hand, it was challenging because I had to deal with so much uncertainty, but on the other hand, looking back, I realize that this is exactly one of those key learnings and advantages that sets you up for the rest of your career. I think that when it comes to working for a start-up, it is less about knowledge and expertise in one particular area, but more about learning how to take ownership of tasks and drive them towards success.

After two and a half years, you left the start-up and continued your career within the consulting business.

After being with a start-up company for a while and having experienced this hands-on mentality, I really wanted to move in a more professional and mature direction, develop a distinct skill set and gain knowledge of strategic tools.

This is why I decided to join a strategy consultancy which was, again, a completely different experience from the one I had had prior. Within the consulting business, there is a high level of professionalism and extremely high expectations towards the quality of your work. Sometimes it takes weeks and months to figure out how to solve a complex business problem. PowerPoint and Excel have to become your best friends, and in the end you also have to learn how to moderate a workshop or how to give a presentation in front of top management. In other words, you get fully equipped to take on any type of business challenge that comes your way.

Looking back at your time at the East Asia Institute, what do you think was essential for your career that you learned back then?

What I find especially beneficial is that the EAI’s program is not purely business-focused but also has a cultural aspect to it. This really makes you think about business from an unconventional perspective because you are made aware of the cultural differences in all of its contexts when dealing with people from other cultures. And this is the insight you usually do not get in a classical business study program.

In addition, the mandatory year abroad is a good way to push the students to get out of their comfort zone and take on a quite adventurous challenge in order to expand not only their knowledge about the world but also to develop their character.

How did the year abroad in China influence your career path as well as your personal life?

Though I do not have much to do with the Chinese market in the business context at the moment, the year abroad during my bachelor’s degree definitely opened several doors for me as it has always been a unique selling point within my profile, that’s for sure. Furthermore I think the year abroad shaped my personality and helped me learn more about myself.

Besides all that, the year abroad in China was a very special time for me. Not only did I fall in love with the country, but I also fell in love with a very special person who is now my wife and the mother of my son. So even though it was long ago, the year abroad played a large role in my life.

After gaining several years of work experience you decided to enter university in 2016 again to get a MBA degree.

When I graduated from the EAI, I did not consider getting a master’s degree right away, but after a while I developed this need or craving to study again and reconnect with what I had learned in my bachelor studies. For me, having a practical phase between a bachelor’s and master’s was great as it had a much deeper impact on how I came to view the interplay between the different business functions and processes.

Currently you are working at SAP as a member of the SAP IMPACT Graduate Leadership Program. Please tell us more about the program and your personal experiences. 

The SAP IMPACT Graduate Leadership Program is a one year program that was founded and sponsored by the CEO, Bill McDermott. Within this one year, you are given the chance to do three rotations within the company in different areas and to learn and understand the company and its needs by working on high-level impact projects.

Each rotation takes about 14 weeks. Two rotations are within your home country, in my case, Germany, and one is abroad. My first rotation was in the Products & Innovation board area, working at the SAP AppHaus in Heidelberg. Here I had the chance to work on the next big project in SAP’s portfolio, SAP Leonardo. My next rotation will be in New York City, where I will be working for SAP’s Chief Marketing Officer, Alicia Tillman.

Taking a look back at your various experiences from graduation until now, do you have any advice for our students?

When students graduate, they are determined to make big decisions about what to do next. Everyone feels pressured to make the “perfect” decision to get the “perfect” job and start the “perfect” career.

I would like to advise each and every student not to worry too much about making the “perfect” decision, but to think outside the box and have the courage to take a more unconventional path. What may not seem to be a logical decision now will likely make perfectly sense when looking back and will add to your personal career story. In the end, leaving the straight and narrow path might bring you more opportunities than staying on it. Always look for ways to challenge yourself, accept the fact that you must make sacrifices and work hard for what you want to achieve. That is the path that will push you to reach your fullest potential.

Thank you very much for the interview and all the best for your time in NYC!

(Das Interview führte Svenja Neu.)

Consultant bei ABeam Consulting in Tokyo

11. Dezember 2017

Nach deinem Abschluss im Jahr 2014 hat es dich gleich wieder zurück nach Japan verschlagen, was hast du dort gemacht?

Nachdem ich meine Bachelor-Arbeit Ende September abgegeben hatte, bin ich Anfang Oktober mit einem Touristenvisum nach Kyoto gegangen und war dort für drei Monate auf einer Sprachschule um mein Japanisch zu verbessern.

Während ich in Japan war, habe ich mich nach einem Job umgeschaut, was sich allerdings als nicht so einfach herausgestellt hat. Das Problem lag darin, dass japanische Firmen in der Regel nur einstellen, wenn man sich bereits mit einem Arbeitsvisum im Land befindet, also bereits dort arbeitet. Dies stellte natürlich eine große Schwierigkeit für mich dar, da ich zu der Zeit gerade erst meinen Abschluss gemacht habe.

Mit Hilfe eines deutschen Headhunters habe ich dann von Japan aus einen Job bei ABeam Consulting, einer japanischen Consulting Firma mit einer Niederlassung in Deutschland bekommen, wo ich Anfang März 2015 in Deutschland anfing.

Nach deiner Rückkehr aus Japan war dein Aufenthalt in Deutschland aber nur von kurzer Dauer.

Genau. Am 1. März habe ich in Deutschland angefangen zu arbeiten, nach zwei Wochen ging es dann aber wieder zurück nach Japan. Ich wurde in die japanische Muttergesellschaft entsandt um dort das Training zusammen mit den neueingestellten Japanern zu machen.

Nach einem halben Jahr Training, in dem wir auf verschiedene SAP Modelle geschult wurden, habe ich danach mein erstes SAP Projekt im Bereich Immobilienmanagement begonnen.

Was war für dich anfangs die größte Herausforderung als du in Japan gearbeitet hast?

Das war definitiv in Japan auf Japanisch zu arbeiten. Ich war eigentlich noch dabei, mich an die Sprache zu gewöhnen, da kam beim Training viel Neues und auch viel Technisches zum Lernen dazu.

Auch nach dem Training habe ich bei meinen Projekten weniger internationale Kunden, sondern hauptsächliche japanische Kunden in japanischen Tochtergesellschaften betreut.

Ich hatte aber sehr viel Glück, da ich eine nette Vorgesetzte hatte, die sich viel Zeit für mich nahm. Und auch die Kunden waren stets freundlich zu mir.

Insgesamt war es eine sehr gute erste Job-Erfahrung nach dem OAI-Abschluss.

Du hast zwischendurch innerhalb der Firma den Status von einer deutschen zu einer japanischen Angestellten gewechselt. Was waren die Gründe dafür? 

Obwohl ich in Japan arbeitete, war ich in der deutschen Niederlassung angestellt.  Der Originalplan war, dass ich nach einem Jahr zurück nach Deutschland kommen sollte, um in Deutschland die Projekte japanischer Tochtergesellschaften zu unterstützen. Dann hat das Headquarter in Japan jedoch beschlossen, die deutsche Niederlassung zu schließen, da es nicht genug Projekte in Europa gab. Daraufhin bot man mir zwei Möglichkeiten an:

Entweder ich höre auf, dort zu arbeiten oder ich wechsle innerhalb der Firma meinen deutschen in einen japanischen Vertrag und bleibe somit weiterhin dort.

Da ich zu dem Zeitpunkt sowieso noch nicht zurück nach Deutschland wollte, habe ich genau das getan und bin seitdem als japanische Angestellte beschäftigt.

Was hat sich mit dem Wechsel in einen japanischen Vertrag für dich geändert?

Mit dem deutschen Vertrag hatte ich nach deutschem Recht 30 Urlaubstage und auch bezahlte Krankheitstage. Überstunden habe ich auch keine gemacht. In der Zeit habe ich mir auch mal eine Woche am Stück frei genommen, wo ich dann doch recht verdutzt von meinem Vorgesetzten angeschaut wurde, da man dies in Japan nicht kennt.

Nachdem ich gewechselt habe, hatte ich nur noch 13 Urlaubstage und keine 30, bezahlte Krankheitstage hatte ich auch keine mehr. Überstunden mache ich allerdings immer noch nicht. Dies ist jedoch meine eigene Entscheidung, die ich auch im Hinblick auf meine Rolle als Ausländer getroffen habe und auch ein Stück weit für selbstverständlich ansehe. Bisher hatte ich damit keine Probleme und von meinen Kollegen wird dies auch akzeptiert.

Wie hat dich das Studium am Ostasieninstitut auf das Leben und Arbeiten in Japan vorbereitet?

Das OAI bietet ein Studium, in dem man ein gewisses Maß an Verantwortungsbewusstsein entwickelt, da man sich selbst organisieren muss, die Fremdsprache zu erlernen oder auch Hausarbeiten zu schreiben. Durch den Japanischunterricht und das Auslandsjahr hat man außerdem eine gute Sprachgrundlage, auf der man aufbauen kann.

Welche Ratschläge kannst du den heutigen Studenten rückblickend geben?

Als ich im siebten Semester war, war ich mir noch im Unklaren darüber, für welche Jobs ich mich bewerben kann. Mein Ratschlag ist, für alles offen zu sein, alle Möglichkeiten anzuschauen und nicht gleich Nein zu sagen wenn man etwas angeboten bekommt. Als mir der Job bei ABeam Consulting angeboten wurde, verfügte ich nur über SAP- Grundkenntnisse, die für eine Beraterposition nicht ausreichend waren. Trotzdem habe ich das Angebot angenommen und bin heute sehr froh darüber.

Erfahrungsgemäß wird man bei jedem Job erst einmal als Anfänger angesehen und Vieles wird einem on-the-job beigebracht. Man muss sich vorher also nicht zu sehr den Kopf zerbrechen, ob das Erlernte für einen bestimmten Job ausreichend ist oder nicht.

In meinem Fall wurde außerdem weniger auf die Noten geschaut, sondern speziell darauf, dass ich Japanisch, Englisch und Deutsch spreche, standortunabhängig bin, und auch großes Interesse daran hatte, etwas Neues zu erlernen. Es gibt viele Bewerber, die das nicht mitbringen und deshalb ist es besonders wichtig, bei einem Jobinterview zu vermitteln, dass man genau dazu bereit ist.

Danke für das interessante Interview und alles Gute für die Zukunft!

(Das Interview führte Svenja Neu.)

Head of Customer Services Asia bei Mitsubishi FUSO/Daimler Trucks Asia

18. Juni 2017

  1. Frage: Angefangen haben Sie als CAReer Trainee (Int. Management Associate – Mitsubishi FUSO/Daimler Trucks Asia) und sind mittlerweile als Head of Customer Services Asia für die Marke tätig.

Die Internationale Nachwuchsgruppe (nun CAReer Programm) von Daimler ist eines der renommiertesten Traineeprogramme Deutschlands und man bekommt viele Gelegenheiten, an Projekten im In- und Ausland teilzunehmen und auch Führungskräfte kennenzulernen. Damals musste man sich noch im Laufe des Programms einen Landeplatz „erarbeiten“ und es stand zu Anfang keine Zielaufgabe fest. Im Rahmen eines Kamingesprächs lernte ich den zukünftigen CEO der neu erworbenen Nutzfahrzeugsparte von Mitsubishi kennen, der mich dank meiner Japankenntnisse dann in seine „Landungstruppe“ aufnahm und 2003 als Assistent mit nach Tokyo nahm.

Seit Anfang 2016 bin ich nun für den Kundendienst in der Region Asien/ASEAN/Ozeanien zuständig und arbeite an Themen wie z.B. Ersatzteilvertrieb, technischer Support, Garantie und Kulanzleistungen. Ein Nutzfahrzeug, das nicht auf der Straße ist, verdient kein Geld, und somit ist ein kompetenter und schneller Kundendienst ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

  1. Frage: Wie war Ihr beruflicher Werdegang, bis Sie diese Position übernahmen?

Im Anschluss an meine 3 Jahre als Assistent in Japan wechselte ich zurück nach Stuttgart und steuerte dort Investitionen und Zeitleisten für gemeinsame Projekte mit Japan.

Von 2008 bis 2011 arbeitete ich dann in Portland (Oregon) bei Daimler Trucks North America und war dort für die Kostenplanung, d.h. Zielkostenberechnungen, Wettbewerber-Benchmarking zuständig.

Gerade als sich die Fukushima-Katastrophe ereignete, wechselte ich von den USA zurück nach Japan, um dort als Abteilungsleiter ein mittelfristiges Wachstums- und Effizienzprogramm zu leiten.

Im Anschluss daran habe ich als Leiter Marketingkommunikation auch Werbematerial, Markenstandards, Händlerkonferenzen und Messen organisiert.

Bis Ende 2015 war ich bei Mercedes-Benz PKW in Zusammenarbeit mit Nissan mit dem Aufbau eines neuen Produktionsstandorts in Mexiko  beschäftigt, bevor ich zurück nach Japan kam.

  1. Frage: Entspricht das Ihrem Studienziel? Konnte Sie das Ostasieninstitut darauf vorbereiten?

Ich bin in Südostasien aufgewachsen und strebte schon immer eine Karriere im Ausland an. Auch während des Studiums organisierte ich Praktika im Ausland. Daimler war damals als Aushängeschild Deutschlands mit weltweiter Präsenz und internationalen Beteiligungen mein Wunscharbeitgeber.

Da ich den Großteil meiner Karriere in Asien verbracht habe und im Vertrieb bin, entsprach es genau dem Studienziel unseres Studiengangs. Das Studium am Ostasieninstitut war sehr hilfreich und legte einen guten Grundstein dafür. Vor allem die Vorlesungen zu japanischer Wirtschaft, aber auch im Marketing waren wertvoll.

  1. Frage: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in Japan aus?

Auch wenn ich in Japan arbeite ist mein Umfeld sehr international. Somit findet über die Hälfte der Kommunikation auf Englisch statt. Die Unternehmenskultur ist zwar japanisch geprägt, aber keineswegs wie in einem typisch japanischen Unternehmen.

Jeder meine Märkte hat für den Ersatzteilvertrieb ein Umsatz- und Gewinnziel pro Monat, Quartal und Jahr. Ich bespreche mit meinen Mitarbeitern, welche Möglichkeiten wie z.B. Bonus Incentives, Volumennachlässe, Sonderkampagnen wir haben, um die Ziele zu erreichen. Mit meinen Technikern bespreche ich Fahrzeugausfälle, Rückrufaktionen, Garantie- und Kulanzfälle.

Etwa zweimal im Monat bin ich vor Ort, z.B. in Taiwan oder Neuseeland, um persönlich mit den Vertriebsgesellschaften Vertragsmodalitäten zu verhandeln, Preise und Volumen festzulegen, Flottenkunden zu besuchen oder auch die Werkstattausstattung zu prüfen.

  1. Frage: Welche Erinnerungen haben Sie aus persönlicher Sicht an Ihre Studienzeit?

Ludwigshafen verdient sicher keinen Schönheitspreis und die ersten Wochen fragt man sich schon, wo man gelandet ist. Aber sobald man Anschluss gefunden hat und mit Kommilitonen das Umfeld erkunden kann, fühlt man sich schnell zu Hause.

Im Gegensatz zu anderen Studienorten ist das Ostasieninstitut ja sehr überschaubar und man kennt sich untereinander, was sehr angenehm ist. Dennoch hat jeder andere Ziele, Ambitionen, Pläne und nach jedem Semester fielen ein paar Kommilitonen von Bord. Im Studium lernt man, eigenständig zu arbeiten, sich und andere zu organisieren, realistisch zu planen, kreativ nach Lösungen zu suchen. Das sind alles Fähigkeiten, die im Arbeitsleben unabdingbar sind.

  1. Frage: Welche Ratschläge können Sie den Studierenden mitgeben?

Man lernt ein Leben lang, und die Kunst ist es, das Gelernte so zu sortieren, dass man es bei Bedarf schnell wieder findet. Das können schematische Darstellungen und Denkmodelle, länderspezifische Informationen, praktische Links, Kontakte und Beispiele sein. Das Wichtige ist also, erst einmal eine Struktur zu haben, um die Informationsflut während des Studiums oder im Praktikum zu verarbeiten.

Da man nicht ganze Bücher oder Vorlesungen abheften kann, muss man sich auf die Inhalte beschränken, die man wirklich versteht, die einen weiterbringen und die man tatsächlich anwendet. Heute gibt es ja Apps wie Evernote und andere hilfreiche Werkzeuge, um verschiedene Inhalte abzulegen. Hat man mal seine Methode gefunden und nutzt sie konsequent, kommen die Inhalte überraschend oft im realen Arbeitsleben zum Einsatz.

Herr Kriegelsteiner, wir bedanken uns für das Gespräch!

(Das Interview führte Leo Wilke.)

Senior Consultant at MHP (Shanghai) Management Consultancy Co., Ltd.

8. Juni 2016

Florian, erzähl unseren Lesern doch bitte, wohin es dich nach deinem Abschluss gezogen hat?

Ich habe 2011 meinen Abschluss im Schwerpunkt China gemacht und bin seitdem bei einer Unternehmensberatung namens  MHP tätig. Vor gut einem Jahr bin ich für das Unternehmen in das chinesische Office nach Shanghai gewechselt. MHP ist ein Tochterunternehmen der Porsche AG mit mittlerweile über 1500 Mitarbeitern. Unser Fokus liegt auf der Beratung von Unternehmen der Automobilbranche und zunehmend auch anderen Industrien.

Wie ist es dazu gekommen und was hat dich motiviert?

Ich hatte schon während meines Studiums vor, in die Unternehmensberatung zu gehen. Da ich selbst sehr automobilbegeistert bin und großes Interesse an dieser innovativen  Branche habe, wollte ich etwas in diesem Bereich machen. Hinzu kam damals aber auch der Einschlag in Richtung Beratung, da mich die herausfordernden und themenübergreifenden Aufgaben und die steile Lernkurve im Job daran reizten.  So wurde ich auf MHP aufmerksam – mittlerweile eine der renommiertesten und besten Beratungen im Bereich Automotive.

Nachdem ich mich dort beworben hatte und zu einem Interview eingeladen wurde, stellte sich im Gespräch schnell heraus, dass MHP das richtige Unternehmen für mich ist. Hier konnte ich meine beiden Interessensgebiete, die Unternehmensberatung mit eher generalistischer Ausrichtung und die Automobilbranche, sehr gut verbinden. Ich wollte mich für kein einzelnes Automobilunternehmen festlegen, bei MHP konnte ich unternehmensübergreifend arbeiten. Wie man sieht, sind wir zusammen gekommen  und so habe ich im Oktober 2011 bei MHP zunächst in Essen angefangen.

Von vielen unserer Studierenden hören wir immer wieder, dass es schwierig ist, den Einstieg in die Unternehmensberatung zu finden. Kannst du da von deinen Erfahrungen berichten?

Es ist richtig, dass es nicht so einfach ist, den Einstieg zu finden. Es ist ja auch eine anspruchsvolle Tätigkeit, die für viele Absolventen attraktiv ist. Viele der großen und bekannten Beratungen erwarten als Grundvoraussetzung einen Universitätsabschluss. Wenn man ernsthaft vorhat, in diesem Bereich – und vor allem in der Strategieberatung – tätig zu werden, sollte man sich überlegen, einen Master nach unserem Abschluss dranzuhängen. Bei mir hat es ohne Master geklappt, da ich bereits in meinen Praktika sehr gute Erfahrungen sammeln konnte. Ich habe beispielsweise an meinen Auslandsaufenthalt nach zehn Monaten Uni noch ein dreimonatiges Praktikum in Shanghai angehängt. Zusätzlich bin ich während der Zeit, als ich an meiner Bachelorthesis gearbeitet habe, für ein Unternehmen nach China gegangen. Das waren sehr gute und wichtige Erfahrungen, ich hatte relativ viel Verantwortung und Aufgaben, die mich immens weitergebracht haben. Bei dem Vorstellungsgespräch hat das natürlich geholfen, bestimmte Erfahrungen mitzubringen und nicht von Null zu starten.

Mit viel Berufserfahrung kann man auch den Fuß in die Tür der Beratungsbranche bekommen.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag in deinem Leben  aus?

Den typischen Arbeitsalltag in diesem Sinne gibt es nicht. Das ist sehr spannend, vorausgesetzt, man mag das. Ich habe mittlerweile an vielen unterschiedlichen Themen gearbeitet, was relativ typisch in der Beratung und einer der Vorteile ist. Da unser Unternehmen auch einen Hintergrund im Bereich der SAP-Beratung hat, habe ich anfangs auch SAP-Themen mitbetreut und bei Kunden durchgeführt. Aufgrund meiner Interessen und durch den betriebswirtschaftlichen Hintergrund unseres Studiums habe ich mich schnell jedoch mehr im Bereich des Produktkostenmanagements positioniert. Dieses Feld habe ich im Unternehmen als Themengebiet entwickelt, indem wir die notwendige Expertise aufgebaut haben: „Wie kann ich meine Produktkosten im Unternehmen transparent gestalten? Wie kann man herausfinden, was unsere Produkte bis ins kleinste Detail kosten und wie kann man diese entsprechend optimieren?“ Das war ein sehr interessantes Themengebiet mit dem ich zwei Jahre bei einem großen Automobilzulieferer tätig war. Mittlerweile bin ich in Shanghai und arbeite in unserem Büro hier. Momentan bin ich jetzt bei einem großen deutschen Automobilhersteller in China an der Einführung einer neuen Generation von  Connectivity Services beteiligt. Das ist natürlich  ein ganz anderes, aber extrem spannendes Themengebiet, vor allem im chinesischen Markt.

Was machst Du dabei im Speziellen?

Im Prinzip besteht  sehr viel im Projektmanagement, Probleme werden analysiert und strukturiert. Wo kommt das Problem her? Wie können wir es lösen, beziehungsweise es auf kleine bearbeitbare Teile herunterbrechen? Dann gilt es, diese Teilaufgaben mit bestimmten Zeitfaktoren zu beplanen und sie im vorgegebenen Kostenrahmen anzupacken. Dies tun wir auf täglicher Ebene und vergleichen zum Beispiel, wie weit wir gekommen oder welche Risiken es gibt. In diesem Prozess sind viele verschiedene Leute beteiligt, daher haben wir viele Termine und Meetings um uns immer wieder abzustimmen. Als Berater trägt man zum einen fachliche Expertise in ein Unternehmen und zum anderen versuchen wir, das Know-how und  die Stärken des Unternehmens zu erkennen, zu extrahieren und an die richtigen Stellen und Personen zu führen. Es ist ja selbstverständlich, dass ein Unternehmen sich in seinen Kernbereichen am besten auskennt – wir kommen oft auch dann ins Spiel, wenn dieses Wissen nicht zielgerichtet oder nicht vollständig verwendet wird.

Das Interessante am Berateralltag ist, dass man so in einer Parallelwelt tätig ist. Ich arbeite jetzt sozusagen meine acht bis zehn Stunden am Tag für unseren Kunden und muss darüber hinaus noch weitere interne Themen für unser Unternehmen MHP betreuen. Interne Themenentwicklung heißt zum Beispiel, welche neuen Serviceleistungen und Produkte wir anbieten können oder wie wir unser Team strukturieren und Knowledge Management betreiben können.

Das klingt nach einem sehr hohen Arbeitsaufwand. Wie ist so das Leben in Shanghai?

Das ist es definitiv, aber meine Arbeit macht mir einfach Spaß und daher finde ich meine Erfüllung darin. Ich kann guten Gewissens auch mal etwas mehr arbeiten. Shanghai ist eine sehr pulsierende und dynamische Stadt. Es reizt ungemein, hier zu wohnen und man hat unglaublich viele Möglichkeiten. Das gilt besonders für Menschen mit internationalem Mindset. Du findest hier alles und jeden und es gibt eine riesige Community von Leuten. Das macht die Stadt ziemlich lebenswert. Man hat früher immer gesagt, dass Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sei. Meiner Meinung nach trifft das in vielen Punkten mittlerweile eher auf Shanghai beziehungsweise das westlich geprägte China zu. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch einige Einschränkungen gibt …

Wie hat Dich das Studium am Ostasieninstitut auf das Leben und Arbeiten in China vorbereitet?

Ich bin froh, dass ich jetzt wieder meinen Chinesisch-Schwerpunkt nutzen kann. Das ist schon ein großes Asset, das wir vom OAI mitbekommen haben. Ich habe einfach ein besseres Verständnis davon, was hier passiert, kann vieles dieses sehr anderen Landes einordnen und interpretieren. Und ich muss gestehen, dass das Niveau des Chinesisch, das wir nach unserem Abschluss haben, wirklich eines der höheren Level unter den Ausländern hier ist. Mittlerweile gibt es viele Expats und Ausländer, die Chinesisch lernen, aber das geht  oft nicht über das sogenannte Taxi – Chinesisch hinaus. Ich schätze es in meinem Umfeld sehr, dass ich auf einem bestimmten Niveau mitreden kann und das meiste verstehe. Da wir viel mit chinesischen Counterparts arbeiten, macht es mir und meinen chinesischen Kollegen die Arbeit  leichter.  Diese Kenntnisse lassen uns OAIler hier dann  hervorstechen.

Außerdem haben wir in Asien ein sehr interessantes Netzwerk von Absolventen und Studenten, was natürlich für den Austausch von Praxiserfahrungen während und nach dem Studium hilfreich ist. Apropos Netzwerk: wie einige bestimmt schon mitbekommen haben, versuchen wir seit geraumer Zeit, unser gutes Netzwerk noch besser zu etablieren, organisieren und zugänglich zu machen. Am besten sichtbar und erlebbar ist dieses Engagement an den Alumni-Treffen, die mittlerweile einigermaßen regelmäßig in Beijing, Shanghai und Tokyo stattfinden und wozu alle OAIler herzlich eingeladen sind. Um die Möglichkeiten eines solchen Netzwerks noch besser auszuschöpfen, möchten wir von Seiten der Alumni-Organisation in Zukunft stärker mit dem OAI zusammenarbeiten und haben hierzu den Kontakt mit der neuen Fachschaft und unserer Studentenorganisation Steam StEAM e.V.  hergestellt.

Welche Ratschläge kannst du den jetzigen Studierenden mitgeben?

Ich kann nur ausdrücklich raten, das Auslandsjahr gut zu nutzen um die Sprache tiefgehend zu lernen – mir hat dazu das Jahr in Nanning sehr geholfen, auch wenn hinterher nicht der Name einer renommierten Uni im CV steht. Zudem sollte man sich früh Gedanken machen, worauf man sich spezialisieren möchte, da unser Studium eher breitgefächert ist und wir darin viele verschieden Themen kennenlernen, ohne uns stark zu spezialisieren. Dabei hilft auch, sich trotz der knappen Zeit die man hat, Einblicke in Unternehmen zu sichern. Nur so kriegt man ein Gefühl, was denn eigentlich in der Unternehmenswelt abläuft und welche Themengebiete überhaupt existieren. Investiere während des Studiums Zeit, so deinen eigenen Weg zu finden und zu identifizieren, was dich interessiert, was dir Spaß macht und worin du gut bist – so legst du einen wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche und erfüllende Karriere!

Danke, Florian-Frederik Deutgen, für den Einblick in die Welt der Unternehmensberatung und die Ratschläge an unsere Studenten.

(Das Interview führte Paul Gebel.)

Externer Berater für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

18. April 2016

Richard, Du lebst und arbeitest gerade in der Mongolei. Wie bist Du nach deinem Abschluss dort gelandet?

Meine letzte Prüfung hatte ich im Juli 2014 und bin danach ziemlich direkt in die Mongolei geflogen um ein Praktikum bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zu absolvieren. Ich wollte meine Bachelorarbeit im Themengebiet Geldpolitik schreiben. Da es in diesem Bereich aber bereits viele Quellen zu China und Japan gibt, aber weniger zu Schwellenländern wie der Mongolei, bewarb ich mich dort auf ein Praktikum.

Während meines Praktikums war ich unter anderem in die Organisation einer internationalen Konferenz involviert, welche Teil eines Programms zur Förderung von Transparenz im Bergbau ist. Dieses Programm lief zwischen den G7 Staaten und ressourcenabhängigen Partnerländern, in diesem Fall der Mongolei und Deutschland. Mit Abschluss meines Praktikums bat man mir dann die Weiterführung dieses Programms als Berater an.

Wie hat man sich Deine Tätigkeiten im Speziellen vorzustellen?

Die GIZ ist in der Mongolei in verschiedenen Bereichen tätig, ich selbst bin im Bergbauprojekt platziert. Die Mongolei ist eines von etwa 60 Ländern welches stark von der Entwicklung der natürlichen Bodenschätze abhängt, hier etwa verantwortlich für ca. 90 Prozent der Exporte.  Ziel des Projektes ist die Entwicklung des Landes mit Hilfe der Einkünfte aus endlichen Bodenschätzen, hin zur nachhaltigen, breitenwirksamen Entwicklung anderer Sektoren und der breiten Bevölkerung.

Meinen Einsatz selbst könnte man zusammenfassend dem Projektmanagement und der Beratung zuordnen. Ich unterstütze hier vor Ort die sog. Extractive Industries Transparency Initiative (EITI), einen internationalen Transparenz Standard, welcher das Ziel hat der Bevölkerung den Zugang zu Zahlungsströmen und anderen relevanten Informationen zu ermöglichen. Ich selbst beschäftige mich in der Mongolei vor allem damit wie solche Daten genutzt werden können, um der Zivilgesellschaft zu ermöglichen Industrie und Regierung zur Rechenschaft zu ziehen.

Ich habe ein sehr breites Arbeitsfeld und habe im Laufe meiner Tätigkeit zunehmend Verantwortung übertragen bekommen. Seit Anfang des Jahres arbeite ich beispielsweise mit einem der renommiertesten Magazine zusammen um existierende Daten besser verständlich zu machen für die lokale Bevölkerung. Danach werde ich ein Training in Bangkok implementieren, an dem verschiedene internationale Stakeholder aus Industrie, Ministerien und Zivilgesellschaft teilnehmen werden. Inzwischen kann ich bei solchen Veranstaltungen auch selbst Beiträge leisten und muss mich nicht mehr ausschließlich auf andere Berater verlassen.

Wie groß ist die Sprachbarriere bei Deiner Tätigkeit, in einem Land wie der Mongolei?

Ich habe viele Geschäftspartner in der Mongolei, mit denen ich zusammenarbeite aber eben auch welche in südostasiatischen Ländern wie Myanmar, Kambodscha, Vietnam und Laos. Insofern läuft beruflich fast alles immer auf Englisch ab. In der Mongolei brauche ich im Privatleben bis zu einem gewissen Grad Mongolisch. Ich bin zwar schon seit eineinhalb Jahren hier, aber meine Sprachkenntnisse könnten besser sein. Da ich beruflich sehr eingespannt bin, komme ich nicht mehr oft dazu Mongolisch zu lernen.

Wie hat Dich das Ostasieninstitut auf Deine jetzige Tätigkeit vorbereitet?

In einem Land wie der Mongolei, wo die Infrastruktur noch nicht so ausgebaut ist und der Entwicklungsstandard etwas niedriger ist, ist der Arbeitsbereich, in dem man Aufgaben übernimmt, vielfältiger.

Ich denke, dass mich das Studium am Ostasieninstitut insofern sehr gut vorbereitet hat, da wir nach dem Studium thematisch sehr breit aufgestellt sind, zudem ist das Studium sehr praktisch ausgerichtet. Wir bekommen interkulturelle Kompetenz vermittelt, verstehen internationale Entwicklungen, und haben Wissen auf Mikro- als auch auf Makroebene. Ich glaube dieser weite Blickwinkel hilft mir sehr bei meiner Arbeit und ich habe das Gefühl, dass meine Tätigkeit sehr nahe an dem ist, was ich am Ostasieninstitut gelernt habe.

Wie stellst Du Dir Deinen weiteren Werdegang vor?

Ich betrachte die Mongolei als eine Chance um in vielen interessanten Bereichen zu lernen und mein Profil zu schärfen. Da ich weiß, dass das Projekt Ende des Jahres ausläuft, muss ich mir bis dahin etwas Neues suchen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Berufseinstig und sehe es so, dass ich die Lernkurve bis Ende 2016 gut ausgeschöpft habe und dann bereit bin weiterzuziehen, um mich weiterzuentwickeln. Wenn ich eine weitere interessante Anstellung in diesem Bereich erhielte, würde ich gerne fortfahren. Ansonsten ist der Master natürlich immer eine Option.

Welche Ratschläge kannst Du den heutigen Studenten rückblickend geben?

Bei der Wahl der Bachelorarbeit sollte man ein Thema nehmen, welches einen auch wirklich interessiert. Mein Thema war für mich damals sehr interessant. Wenn man dann noch einen Dozenten wählt, der auf dem Gebiet sehr bewandert ist, erleichtert es den Prozess doch ungemein. Darüber hinaus möchte ich noch hervorheben, dass wenn man in Deutschland ist, man etwas den Blick dafür verliert welche Möglichkeiten es für einen da draußen gibt und die man wahrnehmen kann. Wenn man sich mal zwingt seine Komfortzone zu verlassen, dann ergeben sich unglaublich viele Chancen. Ich glaube zum Beispiel, dass mein Potential in der Mongolei einen größeren Unterschied machen kann als in Deutschland und ich so mehr Verantwortung übernehmen konnte. Dadurch habe ich mich persönlich, wie auch beruflich sehr weiterentwickelt.

Die Komfortzone verlassen um sich weiterzuentwickeln. Etwas, das sich unsere Studenten auf jeden Fall durch den Kopf gehen lassen sollten. Danke für das aufschlussreiche Interview und alles Gute für die Zukunft!

(Das Interview führte Paul Gebel.) 

Projektmanager bei Feintool System Parts (Asia)

17. März 2016

Tobias, stell dich zunächst bitte vor und erzähle uns, wohin es dich nach deinem Abschluss verschlagen hat.

Mein Name ist Tobias Gries und ich habe meinen Abschluss 2011 am Ostasieninstitut mit der Fachrichtung Japan gemacht. Kurz darauf bin ich wieder nach Tokyo gegangen um dort für Bosch ein Praktikum im Bereich Marketing zu absolvieren. Während der ersten Monate in Japan habe ich im Vorfeld des Praktikums noch meine Bachelorarbeit zu Ende geschrieben und diesbezüglich auch etwas Marktforschung vor Ort betrieben.

Welches Thema hatte deine Bachelorarbeit?

Die Bachelorarbeit habe ich über eine kleine deutsche Brauerei geschrieben. Im Wesentlichen ging es darum, ob man das Biermixgetränk „Radler“ auf dem japanischen Markt etablieren könnte. Als dann mein Praktikum zu Ende ging, wollte ich noch länger in Japan bleiben da es mir dort sehr gut gefallen hat. Insbesondere auch, da viele meiner Auslandsjahr Freunde aus Akita in Tokyo anfingen zu arbeiten.

Ich habe mich daraufhin nach interessanten Jobs und Firmen umgesehen und mich bei einigen Unternehmen, die ansprechend klangen, selbst initiativ beworben.

Darunter war dann ein Schweizer Zulieferer mit dem Namen Feintool. Ich bin relativ schnell mit dem zuständigen Leiter in Japan in Kontakt gekommen und nach zwei erfolgreichen Bewerbungsgesprächen, konnte ich dann dort anfangen.

Wie kann man sich deine jetzige Tätigkeit vorstellen?

Ich bin jetzt seit ziemlich genau vier Jahren bei der Feintool System Parts (Asia) und eigentlich im japanischen Werk in Atsugi angestellt, was ungefähr 50 Kilometer südlich von Tokyo liegt. Das Unternehmen hat nun aber auch seit etwa drei Jahren eine Produktionsstätte nördlich von Shanghai und so bin ich jeden Monat zwei bis drei Wochen in China um unsere Kollegen im Projektmanagement zu unterstützen. In Shanghai werden Stahlteile feingeschnitten (präzises Stanzen), welche dann beispielsweise in Autositze oder Getriebe verbaut werden.

Du bist dann aber nicht der Mann, der die Presse bedient?

Meine Arbeit ist im Prinzip exakt das, was wir am Ostasieninstitut so ausführlich gelernt und praktiziert haben. Strukturiertes Arbeiten, Präsentationen für Kunden erstellen und unter Zeitdruck Abläufe managen. Mein Aufgabengebiet hängt auch eng mit dem Sales-Bereich zusammen: Ich stelle Kunden unsere Firma in Präsentationen vor, kümmere mich um den ersten Kontakt und bin, wenn es dann zu einem Vertragsabschluss kommt, so etwas wie das Fenster zwischen dem Kunden und Feintool über das die gesamte Kommunikation läuft. Das beginnt beim Entwurf von Werkzeugen für die Maschinen, wobei ich viel mit technischen Zeichnungen arbeite. Verläuft weiter über alles, was beim Prozess notwendig ist und reicht bis hin zum Produktionsstart, dass die fertigen Teile hergestellt werden können.

Du bist praktisch die internationale Schnittstelle der Firma.

Genau, da wir ebenso deutsche Kunden haben, muss ich auch oft auf Geschäftsreisen nach Deutschland, in die Schweiz und eben nach China. Unsere Zweigstelle in China ist noch sehr jung und daher ist viel Unterstützung von unseren erfahrenen Ingenieuren aus Japan oder der Schweiz notwendig. Diese sprechen allerdings kaum Englisch und somit muss ich auch als interne Schnittstelle zwischen unseren Teams in China, Japan und Europa agieren. Darüber hinaus kommuniziere ich dann natürlich auch die internen Ergebnisse und Fragestellungen zum Kunden. Das ist sehr interessant, da ich so mit sehr vielen verschiedenen Kulturen zusammen arbeiten kann. Als „Rückhalt“ habe ich das Glück, mit zwei meiner engsten OAI-Kommilitonen in Shanghai zusammen wohnen zu können. Überhaupt haben wir mittlerweile ein sehr gutes OAI-Alumni-Netzwerk in Asien.

Entspricht deine heutige Arbeit deinem damaligen Ziel als Student?

Mein eigentliches Ziel war es, dass ich nach dem Studium mein Praktikum bei Bosch abschließe und dann einen Master dranhängen wollte. Sagen wir mal so: Jetzt bin ich schon über vier Jahre in Japan aber ich hätte niemals gedacht, dass ich hier mal so lange arbeiten oder gar in Shanghai landen würde. Allerdings es hat für mich eine sehr gute Wende genommen. Aus dem Blickwinkel meiner Firma betrachtet ist der chinesische Markt um Einiges offener und spannender.

Welche Ratschläge kannst Du unseren Studenten heute geben?

Ich erinnere mich noch sehr gut an die ganzen Gruppen- und Projektarbeiten, die wir als Studenten machen mussten. Damals hat das allen etwas zugesetzt. Im Nachhinein bin ich aber den Dozenten sehr dankbar dafür, ich profitiere heute immer noch davon. Ob es um das schnelle Erstellen von Präsentationen geht oder ob man neue Texte fix durcharbeiten kann und einfach auch der Umgang mit der Arbeit in einer Gruppe. Was man da unbewusst aufgenommen hat, ist heute ein großer Vorteil für mich. Das merke ich im jetzigen Berufsleben immer wieder.

Ich habe sehr viele nette Kollegen und wenn wir dann zusammen an einem Projekt sitzen, muss ich oft schmunzeln und denke mir: „Das ist ja fast wie früher am Ostasieninstitut“. Wir arbeiten etwas aus und haben trotzdem Spaß an der Sache. Diese Praxisnähe ist, denke ich, auch ein großer Vorteil des Ostasieninstitutes.

Zum Abschluss noch: wo geht die Reise für dich hin?

Ich bin mittlerweile mit meiner japanischen Partnerin, die ich über Umwege durch mein Auslandsjahr in Akita kennengelernt habe, verlobt und wir wollen mittelfristig sicher noch in Asien bleiben. Langfristig, wenn man dann so langsam Kinder plant, würden wir sie doch gerne das deutsche Schulsystem genießen lassen wollen und weniger das japanische.

Dann wünscht das Ostasieninstitut dir und deiner Verlobten alles Gute für die Zukunft und wir bedanken uns für das sehr interessante Gespräch.

(Das Interview führte Paul Gebel.)

Lan und Norman Venus haben sich am Ostasieninstitut kennen gelernt als sie im ersten Semester und er im dritten Semester studierte. Heute sind sie miteinander verheiratet und leben in Tokyo.

17. Februar 2016

Erzählt doch bitte wie es für Euch nach eurem jeweiligen Abschluss am Ostasieninstitut weiterging.

Norman:

Ich habe am 30. August 2010 meine Bachelorarbeit abgegeben.

Während meines Auslandsjahres in Japan habe ich ein halbes Jahr lang als Praktikant bei Bosch gearbeitet. Hierbei konnte ich erste Kontakte zum Unternehmen knüpfen. Kurze Zeit nach meinem Abschluss am Ostasieninstitut fragte ich bei Bosch an, ob das Unternehmen eine Stelle für mich im Controlling frei hätte. Wie der Zufall so wollte, suchte man bei Bosch gerade jemanden für das Controlling. Nach zwei Bewerbungsinterviews habe ich die Stelle bekommen und wurde Business Unit Controller bei Bosch.

Und für Bosch ging es dann später nach Tokyo.

Norman:

Als ich meine Stelle bei Bosch angetreten habe, habe ich direkt von Anfang an signalisiert, dass ich Interesse daran hätte, ins Ausland zu gehen. Dies wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen. Ich trat dann nach zehn Monaten eine Stelle zur Vorbereitung an um  als Experte ins Ausland zu gehen. Weitere zehn Monate später wurde eine Stelle in Tokyo frei. Weil ich Japanisch sprechen konnte und Bereitschaft gezeigt hatte ins Ausland zu gehen, bekam ich die Stelle als Product Group Controller in Tokyo. Wir zogen dann zusammen in eine von Bosch bereitgestellte schöne Wohnung mitten in Tokyo.

Lan, wie war dein Werdegang vom Moment deines Abschlusses bis zum Umzug nach Tokyo?

Lan:

Ich habe 2011 als Werkstudentin bei der SAP SE meine Bachelorthesis geschrieben. Nach meinem Abschluss bin ich auf eine sehr interessante chinesische Firma gestoßen: China First Heavy Industries. Es handelt sich hierbei um ein chinesisches Staatsunternehmen in Nordchina. Das Unternehmen hatte eine Vertriebsstelle in Ludwigshafen und ich wurde dort als International Marketing Manager eingestellt.

Wie hat man sich die Arbeit eines International Marketing Managers vorzustellen?

Lan:

China First Heavy Industries stellt Maschinen und Anlagen her mit denen Stahlfirmen aus aller Welt ihre Produkte produzieren.

Ich war eineinhalb Jahre bei China First Heavy Industries und meine Arbeit dort war sehr vielfältig, da die Vertriebsstelle in Ludwigshafen noch sehr neu war. Zu Beginn musste ich sogar ein Firmenschild organisieren und gestalten. Der Hauptbestandteil meiner Arbeit war die Akquise neuer Kunden für das Unternehmen. Ich war viel unterwegs, konnte beruflich oft nach China reisen und musste meine Sprachkenntnisse häufig anwenden. 

Dort bist du dann geblieben, bis Norman die Stelle in Japan angeboten bekommen hat?

Lan:

Ja genau. Ich habe zunächst überlegt ob ich noch einige Zeit weiter arbeiten soll aber mich dann doch dafür entschieden, gleich mit nach Tokyo zu kommen. Ich konnte zu dem Zeitpunkt zwar noch kein Japanisch, habe es aber als eine gute Gelegenheit gesehen, eine neue Kultur kennenzulernen. Darüber hinaus war Bosch sehr gut zu uns. Das Unternehmen hat sich praktisch darum gekümmert, dass mir als Normans Partnerin eine Stelle angeboten wurde, die zu meiner Qualifikation passt. Zurzeit bin ich bei Bosch in Tokyo im Aftersales tätig und betreue Kunden aus China, Europa und Südostasien. Das Unternehmen stellt mir zusätzlich ein Budget für Japanisch-Kurse zur Verfügung, damit ich meine Sprachkenntnisse weiter ausbauen kann, und mir das tägliche Leben in Japan einfacher fällt.

Viele unserer Studenten die in einer Beziehung sind, werden möglicherweise durch das Auslandsjahr eine lange Zeit getrennt von ihrem Partner leben müssen. Ihr musstet dies sogar zwei Jahre lang, da ihr aus verschiedenen Semestern wart. Wie habt ihr diese Zeit überstanden?

Lan:

Als sich das zwischen uns angebahnt hat, wussten wir, dass wir zwei Jahre in unterschiedlichen Ländern leben würden. Wir haben uns dann mental darauf vorbereitet, dass man in diesen zwei Jahren physisch getrennt von seinem Partner leben wird. Zusätzlich haben wir ein wenig vorgeplant, wie und wann wir uns über den Zeitraum besuchen können und diese Besuche möglichst gut aufzuteilen versucht.

Norman:

Wir haben mehrmals die Woche miteinander über Skype oder ähnliches telefoniert. Mann muss da aber auch die richtige Balance finden. Es ist eben so, dass derjenige, der im Ausland ist es ein wenig einfacher hat. Man erlebt sehr viel Neues, macht interessante Erfahrungen und hat viel Abwechslung. Da sollte gegenseitiges Verständnis aufgebracht werden. Die Person im Ausland muss verstehen, dass der Partner zuhause dies nicht hat und es ihm schwerer fällt, allein zu sein. Dennoch muss die Person zuhause akzeptieren, dass es demjenigen im Ausland vielleicht nicht möglich ist, jeden Tag um Punkt acht für zwei Stunden zu telefonieren, da man auch möglichst viel aus dem Auslandsjahr mitnehmen möchte.

Beide Seiten müssen also Verständnis zeigen und Rücksicht nehmen.

Lan, du warst im Fachbereich China und Norman war im Fachbereich Japan. Welche Rolle hat die Kulturausrichtung des anderen in dieser Zeit gespielt?

Lan:

Wir haben beide die Kultur der Studienrichtung des anderen kennen gelernt. Dafür muss man sich auch öffnen können und verstehen, dass der andere in seinem Auslandsjahr was ganz Neues erlebt und sich darüber auch austauschen möchte. Beide sollten hier auch Interesse zeigen und zuhören wollen. Wir haben bei den jeweiligen Besuchen gemeinsam das Land des anderen erkundet und dieser konnte es einem dann gut näher bringen

Es ist keine einfache Zeit gewesen über die vollen zwei Jahre gesehen. Normalerweise ist es auch nur ein Jahr die eine Partnerschaft überstehen muss. Wenn es zwischen beiden Menschen passt und beide von Anfang an wissen, was sie wollen, dann ist es aber kein Problem und man wird Wege finden, die Situation gemeinsam zu bewältigen. Letztendlich hat man ja gesehen, wohin die Reise für uns beide ging.

Welche Erinnerungen habt ihr noch an das Ostasieninstitut?

Norman:

Die familiäre Atmosphäre habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Die Leute waren ein wenig unter sich, so dass man viel zusammen unternommen hat. Auch die kleinen Gruppen im Sprachunterricht waren sehr praktisch. Nicht so wie an einer Universität, wenn du mit dreihundert Leuten in einem Raum sitzt und weder mit den Dozenten noch mit den Kommilitonen in Gespräch kommst.

Lan:

Das Sommerfest fand ich immer klasse. Wir hatten auch viele Gastdozenten und interessante Vorträge. Es war auch gut, dass einige Dozenten noch selber gearbeitet haben oder ihre Praxiszeit noch nicht allzu lange her war. Der Praxisbezug in den Vorlesungen war daher auch immer sehr hoch.

Welche Tipps könnt ihr den Studenten von heute geben?

Lan:

Unternehmen achten bei Bewerbungsprozess sehr auf praktische Erfahrung. Deswegen finde ich, ist es sehr wichtig, neben dem Studium bereits zu arbeiten. Man muss sich dabei auch nicht durch viele verschiedene Firmen und unterschiedlichste Bereiche quälen. Besser ist es, wenn du bereits in dem Bereich, in dem du später tätig sein möchtest  möglichst viel Erfahrung sammelst. Möchte man zum Beispiel ins Marketing, sollte man versuchen, als Praktikant oder Werkstudent in Unternehmen nur in diesem Bereich zu arbeiten. Nicht erst im Marketing, dann im Controlling und dann im Human Ressources Bereich, weil man denkt, das sähe auf den Lebenslauf besser aus. Von daher sollte man sich vorher schon Gedanken machen, in welche Richtung man nach seinem Abschluss gehen möchte.

Ein guter Hinweis für unsere aktuellen Studenten.

Vielen Dank an euch für das ausführliche Interview, Lan und Norman Venus.

(Das Interview führte Paul Gebel.)

Managing Director der Mercedes Benz Financial Services Ltd. in Hongkong

15. Januar 2016

Von 1996 bis 1999 Studierender des Schwerpunktes China am Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen am Rhein

Herr von Gumppenberg, erzählen Sie uns doch zunächst etwas über Ihren Studienverlauf am Ostasieninstitut und wo Sie zurzeit beschäftigt sind.

Ich habe 1996 mein Studium am OAI aufgenommen und war bis zum Vordiplom und dem Auslandsaufenthalt auch dort eingeschrieben. Nach dem Auslandsjahr bin ich aber von China direkt nach England auf die Leeds Metropolitan University gegangen um dort mit dem Bachelor abzuschließen und dann meinen Master in Cambridge zu machen.

Zurzeit lautet  meine Position Managing Director der Mercedes Benz Financial Services Ltd. in Hongkong. Zuständig bin ich für den Raum Hongkong und Macau.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang bis Sie diese Position übernahmen?

Nach meinem Master in Cambridge wurde mir eine Stelle bei Daimler Financial Services (DFS) in Singapur angeboten. Dort habe ich fast fünf Jahre in verschiedenen Positionen für das Unternehmen gearbeitet.

Danach hatte ich die Möglichkeit, für DFS in Japan zu arbeiten, was ich dann die nächsten fünf Jahre tat. Es folgten zwei Jahre in Beijing für DFS und nun bin ich seit 1. Dezember 2014 in Hongkong.

Entspricht das Ihrem damaligen Studienziel und wie hat Sie das OAI darauf vorbereiten können?

Definitiv. Die Ausbildung, die ich am OAI genießen durfte, hat mir da schon sehr geholfen bezüglich meiner Arbeit im Ausland. Man lernt nicht nur sein technisches Business know-how, sondern auch wo die Besonderheiten dabei im Vergleich mit dem Westen liegen.

Wie genau äußert sich das in der Praxis?

Ich sehe das immer wieder, wenn eine Person mit nur geringer Vorbereitung in den asiatischen Raum kommt und sich dann erst einmal ein Gefühl für die Landeskultur und die Geschäftskultur des Landes entwickeln muss. Da hat mir das OAI geholfen, einen klaren Vorteil zu haben und besser vorzubereitet zu sein.

Für unsere Studenten ist es sicher interessant zu erfahren, dass Sie eigentlich ein Student des China-Zweiges waren und dennoch eine lange Zeit in Japan verbracht haben.

Als ich noch in Singapur war, hatte ich viele Anfragen aus China. Mir war klar, dass früher oder später China eine Option sein würde. Daher wollte ich zuerst etwas anderes sehen. Rückblickend kann ich sagen, dass Japan eine der schönsten Erfahrungen war, sowohl privat also auch karrieretechnisch.

Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihre Studienzeit?

Die Zeit, als es noch kein OAI-Gebäude gab und wir unsere Vorlesungen in den angemieteten Räumen in einer Schule hatten, habe ich noch deutlich vor Augen. Außerdem behalte ich noch im Gedächtnis, dass uns in der ersten Vorlesung gesagt wurde: „Schauen Sie einmal nach rechts und einmal nach links. Einer von Ihren beiden Kommilitonen neben Ihnen wird das Studium nicht abschließen.“ So schwer war es dann aber doch nicht, wenn man stets am Ball geblieben ist.

Sie sind jetzt seit fast 13 Jahren in Asien. Haben Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung noch einen guten Tipp für unsere Studenten?

Meiner Meinung nach ist es ungeheuer wichtig, bei der Arbeit im asiatischen Raum eine kulturelle Offenheit an den Tag legen zu können.

Bereiche wie Finanzierung oder Controlling zum Beispiel sind technisch gesehen überall auf der Welt sehr ähnlich. Wie man jedoch ein Produkt im Endeffekt verkauft, erfordert ein hohes Maß an kulturellem Einfühlungsvermögen für das jeweilige Land. Noch wichtiger ist aber der Führungsstil und der Umgang mit Kollegen. Im Sinne von Team Building sollte man sich dem jeweiligen Stil des Landes anpassen können, um das Team besser zuleiten zu können.

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass mir hierzu die Zeit am OAI und insbesondere das Auslandsjahr sehr geholfen haben.

Ein Thema, welches unsere Studenten im Hinblick auf kommende mögliche Führungsaufgaben sicherlich betrifft.

Ganz genau! Da sollte man genau zuhören und aufpassen, was die kulturellen Unterschiede in den verschiedenen Ländern Asiens sind. Man kann da in seinem Verhalten nicht einfach hundert Prozent Deutsch bleiben sondern muss versuchen, hundert Prozent „international“ zu agieren. Viele Teams sind sowieso schon international aufgebaut – aus Asien, Europa und den Amerikas.

Hundert Prozent international agieren, das ist ein guter Schlusssatz.

Herr von Gumppenberg, das Ostasieninstitut bedankt sich für das interessante Gespräch!

(Das Interview führte Paul Gebel.)

Sales Coordinator bei der japanischen Firma FUKUI BYORA

8. Dezember 2015

Herr Steinbach, angefangen haben Sie bei FUKUI BYORA in einer ländlichen Region und sind mittlerweile für das Unternehmen in Tokyo tätig.

Genau, ich habe meinen Abschluss 2012 im Januar gemacht und direkt darauf im April bei FUKUI BYORA angefangen. Die Firma ist Zulieferer für die Automobil-, Elektronik-, sowie Medizintechnikbranche und auch anderen Fertigungsbereichen. Die Firma ist ein „Hidden Champion“, der sehr erfolgreich mit der Fertigungstechnik des so genannten Cold Forming arbeitet.

Was ist ihr genaues Aufgabengebiet dort?

Meine Jobbeschreibung lautet Sales Coordinator, was den technischen Vertrieb beschreibt. Ich bin mit Verkaufsaufgaben im Business to Business betraut, da wir auch Zulieferer von Bauteilen für Bosch oder Denso sind. Meine Aufgabe ist es, für diese Bauteile den Vertrieb zu machen, Neukunden zu gewinnen aber auch Projektmanagement zu betreiben. Wenn ein Kunde zu uns kommt und neue Bauteile benötigt, setze ich mich mit unseren Ingenieuren, Entwicklern und unserem Kunden zusammen. Ich leite quasi ein Projekt, von der Produktentwicklung, dem Produktdesign über Testsamples bis hin zur Vertragsschließung und der Massenproduktion.

Wie sind Sie an diese Stelle gekommen und wie lief die Jobsuche im Speziellen nach ihrem Abschluss am Ostasieninstitut?

Das lief bei mir ein wenig anders als bei den meisten meiner Kommilitonen, da ich so gesehen keine klassische Jobsuche gemacht habe.

Als Student habe ich meine zwei Auslandssemester in Nagoya verbracht und habe dort über eine ehemalige Kommilitonin die FUFUI BYORA kennengelernt und die Firma sozusagen mich. Ich habe mich dann, bereits ein halbes Jahr vor Studienende, beworben Ganz so, wie es in Japan gang und gäbe ist.

Können Sie darauf näher eingehen?

In Japan ist es so, dass die Leute sich bereits während des Studiums bei einem Unternehmen bewerben um dann dort direkt nach dem Abschluss einzusteigen. Diese Bewerbungsphase läuft ein halbes Jahr bevor man in den Beruf starten möchte. Und das ist in Japan immer der 1. April. Am 1. April beginnt das neue Schuljahr, die Uni für Erstsemester und alle Neueinstellungen der Unternehmen. Ich hatte das Glück dass ich mich rechtzeitig vorher beworben habe und mir den Job bereits sichern konnte. Sozusagen ein wenig getrickst habe.

Ein interessanter Aspekt für unsere Absolventen, wenn es darum geht, wie und wann man sich in Japan bewerben sollte.

Ich hatte das große Glück, diese Verbindung im Auslandsjahr aufbauen zu können. Es ist sehr schwierig, von Deutschland aus auf ein japanisches Unternehmen zuzugehen. Deswegen kann ich nur jedem raten, sich schon mal während seiner Studienzeit im Ausland umzuschauen und zu informieren.

Wie wird denn überhaupt rekrutiert in Japan? Wie wird denn rekrutiert in China? Wie rekrutieren überhaupt deutsche Unternehmen in China?

Über diese Sachen sollte man sich schon im Vorfeld informieren. Dann steht man nicht vor einem Berg Fragen, gleich nach seinem Abschluss.

Was war für sie die größte Herausforderung?

Bei FUKUI BYORA läuft die ganze Geschäftskultur auf Japanisch ab. Es gibt kaum internationale Belegschaft, alle internen Emails, alle Dokumente, alle Informationen, die man über die Firma und deren Abläufe herausfinden will, sind nur im Japanischen abrufbar. Ich habe mein Japanisch im Studium auf ein gutes Level gebracht aber trotzdem kamen viele Fachbegriffe und technisches Vokabular auf mich zu. Anfangs erschien mir das unendlich viel, hinzu kam noch der ungewohnte Dialekt der Region. Das hat mir zu Beginn am meisten Schwierigkeiten bereitet und auch viel Stress verursacht. Damit klarzukommen war für mich die größte Herausforderung.

Letztlich haben Sie diese dennoch gemeistert.

Es war ein fließender Prozess der Eingewöhnung. Irgendwann denkt man sogar Japanisch. Man muss sich auch kulturell darauf einlassen. Da kann ich Ihnen ein Beispiel nennen. Die deutsche Kultur ist ja eine „Streitkultur“ und sehr direkt. Mann spricht Probleme an und diskutiert sie aus, auch mit Vorgesetzten.

In Japan ist dies überhaupt nicht so. Man nennt es auch „high-context culture“. Es wird vieles nicht ausgesprochen aber es wird trotzdem erwartet, dass man das Gewollte versteht. Wenn man Sachen direkt durchsetzen will, wie in Deutschland, dann kann das schnell zu Missverständnissen führen.

Mittlerweile fühle ich mich sehr heimisch hier, habe aber auch das Glück, dass ich bei meiner Tätigkeit oft nach Deutschland oder Europa komme.

Trotzdem sehe ich Tokyo als mein Zuhause an, da sich hier auch meine meisten Freunde auf einem Fleck befinden.

Welche Ratschläge können sie den Studenten heute geben?

Ich würde den Studenten raten, ihr Auslandsjahr gut auszunutzen. In dieser Zeit ändern viele Leute ihre Ansichten. Man merkt dann wirklich, wie sehr einem die Kultur und das Leben in dem jeweiligen Land tatsächlich liegen Hier sollte man sich Gedanken machen, ob man wirklich eine lange Zeit in Japan oder China arbeiten und leben könnte. Manchem wird dann bewusst, dass sie sich doch eher in Deutschland oder den USA sehen. Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis, die man aus dem Auslandsjahr ziehen kann.

Absolventen des Ostasieninstitutes sind nicht nur auf den asiatischen Markt angewiesen, ihr Studium ist international so ausgelegt, dass sie tatsächlich überall arbeiten können. Das ist das Großartige am Ostasieninstitut und deswegen habe ich mich damals dafür entschieden.

Sie rechnen den kommenden Absolventen also ebenfalls gute Berufsaussichten aus?

Man muss sich bewusst machen, wir als Absolventen des Ostasieninstitutes haben Unternehmen mit Ostasien Bezug riesig viel zu bieten.

Mitarbeiter die aus einer anderen Kultur kommen, sind eine große Businessquelle. Ich weiß so viel über den deutschen Markt, die deutsche Kultur, die deutschen Kunden und genau das fehlte einer Firma wie FUKUI BYORA. Ohne große Berufserfahrung zu haben, konnte ich von Anfang an vieles einbringen. Kommunikations- und kulturtechnisch Missverständnisse aufzuklären oder einen Kanal zwischen dem japanischen Unternehmen und dem deutschen Kunden aufzubauen gehörten ebenfalls dazu. Man wird schnell wichtig für das Unternehmen. Wir als Absolventen des Ostasieninstitutes haben mit dem International Business Management Hintergrund und Fähigkeiten um universell einsetzbar zu sein. Ein klarer Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.

Denken sie, das gilt auch für Unternehmen hier in Deutschland?

Unbedingt! Wenn wir gute Sprach- und Kulturkenntnisse über den ostasiatischen Markt haben, sind wir genauso wichtig für deutsche Unternehmen, die diesen Markt penetrieren wollen. Wir bedienen sozusagen eine Schnittstellenfunktion zwischen dem deutschen und dem asiatischen Markt.

Das gibt unseren Studenten bestimmt Zuversicht für die Zukunft.

Vielen Dank für das überaus interessante Gespräch, Herr Steinbach.

(Das Interview führte Paul Gebel.)

Senior Product Manager – Employee Central at SAP SE

11. November 2015

Frau Simons, Sie sind Studenten des Ostasieninstitutes, in den höheren Semestern bereits bekannt, stellen Sie sich doch bitte trotzdem noch vor.

Ich bin Susan Isabelle Simons und komme aus der schönen Pfalz. Aufgewachsen bin ich in Bad Dürkheim und wohne zurzeit mit meinem Lebensgefährten und vier Vierbeinern in der Nähe von Speyer. Neben meiner eigentlichen Arbeit unterrichte ich in meiner Freizeit seit 2009 am Ostasieninstitut ERP (Enterprise Ressource Management) Grundlagen im siebten Semester. Hier geht es mir darum praktische Grundlagen für das Berufsleben an die Studenten weiterzugeben, ihnen die heute meist Software-gestützten Vorgänge bzw. Prozessabläufe in Unternehmen verschiedenster Industrien aufzuzeigen, und auch das hierfür notwendige Projektmanagementwissen näher zu bringen.

Wann haben Sie ihren Abschluss gemacht?

Meinen Abschluss habe ich 2002 im Studienschwerpunkt China gemacht. In meinem Auslandsjahr war ich in Beijing. Finanzieren konnte ich das zum einen Teil über das Haniel-Stipendium und zum anderen über das Stipendium an der Zweiten Fremdsprachenhochschule in Beijing.

Vor meinem Studium habe ich erst eine Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen und das Studium praktisch über den zweiten Bildungsweg vollendet. Ich musste mir das Studium selbst finanzieren Dabei hat mir die Ausbildung sehr geholfen, da ich während des Studiums durch die praktisch erworbenen Fähigkeiten jederzeit schnell eine Stelle finden konnte und so stetig gearbeitet habe. Das war im Verlauf der Zeit in sieben oder acht Unternehmen unterschiedlichster Größe, darunter Siemens, Kienbaum und die Douglas Holding. Diese praktische Erfahrung kam mir sehr zugute.

Wo sind Sie gegenwärtig tätig und wie verlief ihr Weg dorthin?

Als ich 2001 noch bei Siemens war, wurde ich von einem Kollegen aus der SAP angerufen und rekrutiert. Es war der damalige Beratungsleiter für betriebswirtschaftliche Standardsoftware im Bereich „Human Capital Management“. Es war ein sehr interessantes Gespräch. Er fragte mich, ob ich meine Diplomarbeit bei SAP schreiben möchte und dort auch später arbeiten wolle. Im Verlaufe des Gesprächs überzeugte er mich in einem IT-Betrieb anzufangen, was ich bis dahin gar nicht in Erwägung gezogen hatte.

Ich fing dann bei der SAP Deutschland GmbH & Co KG im Bereich HCM Beratung für E-Recruiting an. Es ging im Wesentlichen um Kundenberatung und –betreuung. D.h. für unsere Kunden, die unsere über Internet nutzbare Personalbeschaffungssoftware „SAP E-Recruiting“ kauften, den Einsatz komplett zu projektieren und bis zum „Go Live“, d.h. dem realen Einsatz, zu unterstützen.

Momentan bin ich als Senior Product Manager in der Employee Central Region Implementation Group der SAP SE tätig.

Was tun Sie da genau?

Wir entscheiden dort intern, welche Services wir unseren unterschiedlichen Ansprechpartnern anbieten wollen. Ansprechpartner Intern ist zum Beispiel unser Produktmanagement selbst, der Vertrieb oder auch unser Support. Diese brauchen dann Informationen und Beratung bei neuen Produkten und wie wir diese auf den Markt bringen wollen. Wenn das Know-how am Markt für dieses Produkt noch nicht vorhanden ist, benötigt man da ganz besonders viel Erfahrung. Wir versuchen diese mit unserer kleinen Gruppe bereitzustellen. Im Großen und Ganzen umfasst meine Arbeit viele verschiedene Beratungstätigkeiten.

2014 waren Sie für die SAP SE in Südafrika tätig.

2014 war ich einige Wochen mit elf anderen Kollegen aus allen Ländern für ein Social Sabbatical der SAP SE in Südafrika. Wir unterstützten vier Klienten, sogenannte Non-Profit-Organisationen, bei deren Problemstellungen. In meiner Gruppe waren wir zu dritt und haben eine Universität unterstützt, die Menschen aus bildungsfernen Schichten hilft, die Aufnahme in einer Universität zu erhalten und damit eine Ausbildung abzuschließen, womit Ihnen der Weg in ein sozial besser gestelltes Leben „in Arbeit“ ermöglicht wird. Dieses Sabbatical ist an die sogenannte Corporate Social Responsibility der SAP SE gekoppelt.

Im Rahmen dieser Tätigkeit unterstützen Unternehmen wie SAP abseits des eigentlichen Kerngeschäfts  durch zeitlich begrenzte, kostenlose Überlassung von Mitarbeiter Know How bzw. deren Arbeitskraft in erster Linie in Entwicklungsländern. Oberste Priorität hat hier das Thema „Hilfe zur Selbsthilfe“. D.h. die Teams vor Ort zeigen den Menschen nach genauem Zuhören und Verstehen der jeweiligen Problematik mögliche Lösungswege auf und unterstützen in der ersten Umsetzung. Außerdem arbeitet auch jeder aktiv, dass bedeutet handwerklich, an einem Projekt mit.

Wie konnte Sie das OAI auf Ihre heutige Tätigkeit vorbereiten?

Ich hatte zwar noch keine Gelegenheit, über die SAP SE 2 oder 3 Jahre durchgängig im Ausland, speziell in China, zu verbringen, aber ich hatte bereits mehrere Projekte mit Beteiligung von chinesischen Teams, bei denen ich in Shanghai oder Beijing gewesen bin. Die Zeit am OAI hat mir da sehr weiter geholfen. Nicht nur im Bezug auf die Sprache sondern auch bei den betriebswirtschaftlichen und vor allem im Rahmen der interkulturellen Aspekte. Geschäftlich war ich sicherlich schon in 20 Ländern unterwegs, darunter Saudi Arabien, Bahrain oder auch in nördlichen Gefilden. Gerade im interkulturellen Bereich bin ich dankbar für das, was ich vom OAI mit auf den Weg bekommen habe. Man lernt, wie man sich selbst verhalten sollte und wie man mit Menschen aus verschiedensten „anderen“ Kulturen umgeht, um eine offene Atmosphäre zu schaffen. Das öffnet Türen in viele Richtungen.

Welche Ratschläge können Sie unseren Studenten aus Ihrer nun langjährigen beruflichen Erfahrung geben?

Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass man Eigeninitiative zeigt, ganz besonders in Bereichen, in denen man Spaß hat. Man sollte immer offen und authentisch bleiben und nicht versuchen, sich für eine Aufgabe oder für einen Arbeitgeber vollständig zu verbiegen, nur weil man denkt, dass einem das weiter bringt. Ich sehe das bei vielen Studenten und Arbeitnehmern. Auf Dauer geht das nicht gut und wirklich erfolgreich sind Menschen an dieser Stelle i.d.R. auch nicht.

Was mir persönlich extrem geholfen hat, ist die Tatsache, dass ich während des Studiums viel gearbeitet habe. Es war mir schon damals sehr wichtig, die Studienthemen in der Praxis zu erleben. Viele Absolventen, die direkt von der Universität kommen und oftmals noch nie in ihrem Leben gearbeitet haben, bringen kaum praktische Kenntnisse mit, und sollen dann beispielsweise  neue Prozesse in Unternehmen designen oder beraten. Das fand ich persönlich schon damals eher kritisch. Dadurch, dass ich während des Studiums in vielen verschiedenen Unternehmen tätig war, habe ich gesehen, wie es in den Firmen wirklich aussieht und wie die Prozesse dort ablaufen. Davon habe ich in meiner späteren Berufstätigkeit stark profitiert.

Daher mein Tipp an die Studenten: Denkt schon während des Studiums praxisbezogen! Arbeitet nebenbei und sammelt Erfahrungen, sei es als Werksstudent, Praktikant oder Ähnliches.

Praxisbezogene Erfahrungen sammeln, sicherlich eine lohnenswerte Investition seiner Zeit.

Vielen Dank an Sie für das ausführliche Interview, Frau Simons!

(Das Interview führte Paul Gebel.)

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