Yī huà shèng qiān yán.
„Wir alle kennen das alte chinesische Sprichwort: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“
Dieses Sprichwort ist nicht chinesisch und es lässt sich sogar auf den Tag datieren, wann es in Umlauf gesetzt wurde und zwar am 8. Dezember 1921. Damals veröffentlichte Fred R. Barnard in einer US-amerikanischen Zeitschrift der Werbebranche eine Anzeige mit dem Slogan „One Look is Worth A Thousand Words“ (Ein Blick ist tausend Worte wert.).
Die Anzeige warb für Bilder in Werbeaufdrucken auf Straßenbahnen. 1927 erschien eine zweite Anzeige mit „One Picture is Worth Ten Thousand Words“ (Ein Bild ist zehntausend Worte wert.). Damit hat sich die Zahl schon auf zehntausend erhöht. Gleichzeitig wird behauptet, es handele sich um ein chinesisches Sprichwort. Barnard sagte später, er habe den Slogan „als chinesisches Sprichwort betitelt, damit die Leute es ernst nehmen“.
Das neue Sprichwort verbreitete sich rasch und wurde bald – wie könnte es anders sein – dem chinesischen Philosophen Konfuzius zugeschrieben.
Verwendung:
Kurt Tucholsky schrieb 1926 unter der Überschrift „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“:
„Ein Bild sagt mehr … Hunderttausend Worte wenden sich an den Verstand, an die Erfahrung, an die Bildung – das Bild …
‚Was ihm die Schrift nicht sagen kann,
Das ist das G’mäl’ für den g’meinen Mann.’
Und weil ein Bild mehr sagt als hunderttausend Worte, so weiß jeder Propagandist die Wirkung des Tendenzbildes zu schätzen: von der Reklame bis zum politischen Plakat schlägt das Bild zu, boxt, pfeift, schießt in die Herzen und sagt, wenn’s gut ausgewählt ist, eine neue Wahrheit und immer nur eine. Es gibt Beschreibungen, die die Bilder übertreffen, aber das ist selten. Es gibt hunderttausend Fotografien, die den besten Schilderer übertreffen, das ist die Regel …“
Vokabeln:
一 yī ein | 画 huà Bild (Langzeichen: 畫) | |
胜 shèng übertreffen (Langzeichen: 勝) | 千 qiān tausend | 言 yán Worte |