Shuǐ néng zài zhōu, yì néng fù zhōu.
„Es gibt da ein chinesisches Sprichwort, das lautet: ‚Das Wasser, das das Schiff trägt ist dasselbe, das es verschlingt.‘“
Dieses Sprichwort machte Zhèng Guānyīng (郑观应; 1842 – 1923) bekannt, einer der ersten Chinesen, die sich mit dem politischen System des Westens auseinandersetzten und die Einführung eines parlamentarischen Regierungssystems forderte. Er wollte jedoch das Kaisertum nicht abschaffen, sondern nur mit demokratischen Elementen verbinden. Dabei dürfe der Kaiser jedoch nicht zum Despoten werden. Wenn doch, könne ihn das Volk stürzen. Denn schon im alten China gab es den Spruch, der auf den Philosophen Xúnzǐ (荀子, 298 – 220 v. u. Z.), zurückgeht: „Der Himmel erschafft das Volk und setzt den Herrscher ein. Der Herrscher ist wie ein Boot, das Volk wie das Wasser. Das Wasser kann das Boot tragen, es aber auch umwerfen.“
Zhèng Guānyīng (郑观应; 1842 – 1923)
Im alten China gab es kein Gottesgnadentum wie im alten Europa, bei dem jeder noch so unfähige Herrscher als von Gott auserkoren gesehen wurde. Chinesische Herrscher hatten das Mandat des Himmels (天命 tiānmìng), dass sie auch wieder verlieren konnten. Der Himmel zeigte dann seine Missbilligung durch Naturkatastrophen an. Dann hatte die unzufriedene Bevölkerung das Recht, den Herrscher zu stürzen. Das hieß dann Änderung des Auftrags (革命 gémìng), heute das Wort für Revolution.
Verwendung:
„Der Reichtum der Bevölkerung ist die Grundlage für den Reichtum des Staates. Eine alte chinesische Weisheit besagt: ‚Das Wasser kann ein Boot tragen, kann es aber auch zum Umkippen bringen.’ Wenn die Bevölkerung unzufrieden ist, dann verliert die Regierung ihre Unterstützung.“
(Han Kang, Vizerektor der Chinese Academy of Governance in „China heute“ am 2. Februar 2012 über den 12. Fünfjahresplan)
Vokabeln:
水 shuǐ Wasser | 能 néng können | 载 zài tragen (Langzeichen: 載) | 舟 zhōu Boot |
亦 yì auch | 能 néng können | 覆 fù umstürzen | 舟 zhōu Boot |