shimen soka
aussichtslose Lage, in der man von allen Seiten von Feinden umgeben ist
Um diese japanische Redewendung zu verstehen, hilft es, die zugrunde liegende chinesische Geschichte kennen:
四面楚歌
sì miàn Chǔ gē
auf allen vier Seiten Chu-Gesänge
Am Ende der kurzlebigen Qin-Dynastie (秦朝 Qíncháo, 221 – 206 v. u. Z.) kämpften die Heerführer Liú Bāng (刘邦) vom Han-Fluss (汉江 Hànjiāng) und Xiàng Yǔ (项羽), ein Nachkomme des Adels von Chǔ (楚) erbittert um die Vorherrschaft. Es gelang, einen Hinterhalt zu legen und die Armee von Xiàng Yǔ zu umzingeln. Xiàng Yǔs Truppen wurden demoralisiert, der Proviant ging allmählich zur Neige und alle Versuche, die Einkreisung zu durchbrechen, misslangen.
Mitten in der Nacht ertönte plötzlich aus dem Lager der Han-Armee lauter Gesang. Doch merkwürdig, die Lieder waren alle Lieder aus Chǔ. Bestürzt murmelte Xiàng Yǔ vor sich hin. „Es ist aus mit uns. Hat Liú Bāng nun auch schon Chǔ erobert? Woher kommen alle die Leute aus Chu im Lager der Han?“
In Wirklichkeit hatte Liú Bāng das Chǔ-Gebiet nicht erobert. Er hatte lediglich Männer aus Chǔ in allen vier Richtungen postiert und ihnen die Anweisung gegeben, Lieder aus ihrer Heimat zu singen.
Wie erwartet, gab der nächtliche Gesang den Chǔ-Soldaten den Rest. Überwältigt von Heimweh, sangen sie mit und es begann ein vereinzeltes Fliehen, das schließlich zur Massenflucht wurde. Die Chǔ-Armee brach völlig zusammen. Seine Konkubine Yújī (虞姬) beging Suizid; von dieser Tragik erzählt die Oper und der Film „Lebewohl meine Konkubine“ (霸王别姬 Bàwáng bié jī). Der Titel ist dabei einer Zeile der Arie entnommen, die Xiàng Yǔ für Yújī singt, bevor er in die letzte Schlacht zieht.
Xiàng Yǔ brachte es nicht über sich, nach Hause zurückzukehren, weil er viele Tausende seiner Männer verloren hatte. Im Angesicht seiner Feinde beging er Suizid, indem er sich in sein Schwert stürzte.
Vokabeln:
四 sì vier | 面 miàn Gesicht, Seite | 楚 Chǔ (Staat in Südchina) | 歌 gē Lied |