keine persönlichen Gefühle zulassen 不徇私情

bù xùn sī qíng

Herzog Píng (平公 Píng Gōng) des altchinesischen Staates Jìn (晋) fragte seinen Berater Qí Huángyáng (祁黄羊): „Kennst du jemand, der fähig wäre, Vorsteher des verwaisten Kreises Nányáng (南阳) zu werden?“

Qí Huángyáng antwortete: „Ja, ich denke Xiè Hú (解狐) könnte der Richtige sein.“

Herzog Píng fragte verwundert: „Bist du mit Xiè Hú nicht verfeindet? Weshalb empfiehlst du ihn dann?“

Qí Huángyáng erwiderte: „Ihr habt mich nur nach einem geeigneten Mann gefragt. Ihr habt mich nicht gefragt, ob ich Xiè Hú mag. Ist es nicht so?“

Darauf ernannte der Herzog Xiè Hú zum Kreisvorsteher des verwaisten Verwaltungskreises. Xiè Hú wirkte viel Gutes, sodass das ganze Volk ihn lobte.

Einige Zeit verging, und der Herzog fragte Qí Huángyáng wieder einmal: „Jetzt ist eine Richterstelle verwaist. Kennst du einen Mann, der ein tüchtiger Richter wäre?“

Qí Huángyáng antwortete: „Qí Wǔ (祁午) taugt als Richter.“

Der Herzog fragte erstaunt: „Ist Qí Wǔ nicht dein Sohn?“

Qí Huángyáng entgegnete: „Ihr habt mich nur nach jemanden gefragt, der sich als Richter eignet; deshalb habe ich Qí Wǔ empfohlen. Ihr habt mich nicht gefragt, ob Qí Wǔ mein Sohn ist Ist es nicht so?“

Herzog Píng setzte daraufhin Qí Wǔ als Richter ein und dieser erwarb sich durch seine gerechten Urteilssprüche die Wertschätzung der Menschen.

Als Konfuzius von diesen beiden Geschichten erfuhr, lobte er Qí Huángyáng und sprach:

„Qí Huángyáng hat die Männer aufgrund ihrer Befähigung und ihrer Tugendhaftigkeit empfohlen. Er hat sich nicht durch seine Feindschaft mit Xiè Hú davon abhalten lassen. Und er hat sich auch nicht gescheut, Qí Wǔ vorzuschlagen, obgleich der sein Sohn ist. Qí Huángyáng ist wirklich ein Mann, der sich bei Entscheidungen von öffentlicher Tragweite nicht von persönlichen Belangen beeinflussen lässt.“

Vokabeln:

不 bù nicht 徇 xùn nachgeben 私 sī privat, persönlich 情 qíng Gefühl

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