zhǐ lù wéi mǎ
Während der Regierungszeit des Zweiten Kaisers der Qin-Dynastie (秦二世 Qín Èr Shì, Regierungszeit 209 –207) plante der Reichskanzler Zhào Gāo (赵高), die Macht an sich zu reißen. Aber er wusste nicht, wie viele der Minister ihn unterstützten und wie viele von ihnen gegen ihn waren. Er überlegte lange, bis ihm eine gute Idee kam.
So befahl Zhào Gāo eines Tages, während der Audienz einen Hirsch zu bringen. Als der Hirsch hereingeführt wurde, sagte er grinsend zum Kaiser, „Majestät, ich möchte Ihnen dieses gute Pferd schenken.“
Der Kaiser schaute den Hirsch an und sprach zu Zhào Gāo, „Warum sagen Sie, dass es ein Pferd ist?“
Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte Zhào Gāo: „Könnten Ihre Majestät bitte etwas genauer hinschauen? Es ist wirklich ein Pferd. Es ist ein Tausendmeilen-Pferd (千里马 qiānlǐmǎ).“
Der Kaiser schaute den Hirsch noch einmal genau und fragte dann: „Wie kann auf dem Kopf eines Pferds ein Geweih wachsen?“
Zhào Gāo wandte sich an die Minister und sagte laut, „Wenn Eure Majestät mir nicht glaubt, können Sie die Minister fragen.“
Die Minister wussten nicht, was Zhào Gāo im Schilde führte. Etliche wagten nichts zu sagen. Manche bestanden jedoch darauf, dass es ein Hirsch sei. Es gab auch einige schlaue Minister, die Zhào Gāo zustimmten. Diese Minister sagten zum Kaiser: „Es ist wirklich ein Pferd.“
Nach der Audienz bestrafte Zhào Gāo die Minister, die ihn nicht unterstützt hatten und wusste nun, auf wen er sich verlassen konnte. Es half ihm aber nichts, denn zwei Jahre später war die Qin-Dynastie bereits Geschichte.
Verwendung:
Heute benutzt man diese Redewendung, wenn jemand Recht in Unrecht verkehrt. Auf Deutsch würde man sagen, jemanden ein X für ein U vormachen und dabei bewusst die Tatsachen verdrehen.
Vokabeln:
指 zhǐ zeigen | 鹿 lù Hirsch |
为 wéi für (Langzeichen: 爲) | 马 mǎ Pferd; Langzeichen: 馬 |