Sān gè héshàng méi shuǐ hē.
„Sind drei Mönche zusammen, gibt es nichts zu trinken, besagt ein chinesisches Sprichwort – oder ins Deutsche übertragen. Zu viele Köche verderben den Brei.“
Auf einem einsamen Berg befand sich ein Tempel, der von einem einzelnen Mönch betreut wurde. Er führte dort ein friedliches, aber arbeitsreiches Leben. Manchmal aber wurde ihm die Arbeit zuviel und er betete zu Buddha um Unterstützung, denn besonders das Wasserholen von einer Quelle im Tal war eine beschwerliche Sache. Dennoch ging er jeden Tag hinab zur Quelle und holte mit seiner Tragestange zwei Eimer Wasser zum Kochen, Waschen und für den Garten.
So vergingen die Jahre und er wünschte sich immer sehnlicher Hilfe. Und eines Tages schienen seine Gebete erhört zu werden, denn es kam ein hochgewachsener Mönch im besten Alter, der darum bat, im Tempel aufgenommen zu werden. Freudig wurde er willkommen geheißen und schon am nächsten Morgen gingen beide zusammen zum Wasserholen. Doch da ergab sich bereits das erste Problem: Wie konnten sie beide zusammen mit der Tragestangen zwei Eimer Wasser tragen? So blieb ihnen nichts Anderes übrig, als einen Eimer bei der Quelle stehen zu lassen und nur einen Eimer zurückzutragen. Doch selbst das erwies sich nicht als einfach. Die beiden Mönche unterschieden sich erheblich in ihrer Körpergröße und so rutschte der Eimer immer wieder zu dem älteren, aber kleineren Mönch, der sich natürlich darüber ärgerte, dass er mehr Gewicht zu tragen hatte. Als sie oben ankamen hatten sie überdies auch eine Menge Wasser verschüttet, sodass es gerade noch zum Trinken und Kochen, aber nicht mehr zum Waschen reichte.
So vergingen die Tage und die Stimmung im Tempel wurde immer schlechter. Der neu gekommene Mönch ärgerte sich, dass ihm keine Dankbarkeit entgegengebracht wurde, der alte Mönch war verstimmt darüber, dass ihm kein Respekt gezeigt wurde. Doch keiner sagte ein Wort und so lebten sie schweigend nebeneinander her, während die Pflanzen im Gärtchen verkümmerten.
Doch bald darauf schien sich alles zum Guten zu wenden. Ein junger, rundlicher Mönch kam keuchend den Berg hochgestiegen und bat darum, ebenfalls in den Tempel aufgenommen zu werden. Die Beiden schauten sich an und nickten dann zustimmend.
Vor dem Einschlafen machte sich jeder der drei Gedanken über das künftige Leben im Kloster: Der Alteingesessene dachte: „Ich kann natürlich von den beiden Jüngeren erwarten, dass sie zusammen Wasser holen.“
Der große, hagere Mönch sinnierte: „Die beiden sind gleich groß und können so gut zusammen Wasser holen.“
Der rundliche Mönch dachte: „Ich will den Tagesablauf der Beiden nicht durcheinander bringen. Außerdem bin ich ein Gelehrter und sollte nicht körperlich arbeiten.“
Am nächsten Tag ging die Sonne auf und sie ging auch wieder unter, aber der Wassereimer blieb leer. Alle drei Mönche saßen im Tempel beteten und sangen, aber keiner schulterte die Tragestange. Jeder dachte bei sich: „Morgen müssen die beiden hinuntergehen, um Wasser zu holen.“
Und so schoben sie sich gegenseitig die Verantwortung zu.
Verwendung:
Wenn sich chinesische Eltern darüber ärgern, dass ihre Kinder sich vor ihren Aufgaben im Haus drücken und einander die Arbeiten zuschieben wollen, verwenden sie gerne dieses Sprichwort von den drei Mönchen.
Vokabeln:
三 sān drei | 个 gè Zähleinheitswort (Langzeichen: 個) | 和尚 héshàng Mönch/e |
没 méi nicht haben | 水 shuǐ Wasser | 喝 hē trinken |