xuán liáng cì gǔ
Zur Zeit der Streitenden Reiche (战国 Zhànguó, 475 – 221) gab es einen jungen Mann namens Sū Qín (苏秦), dessen Familie so arm war, dass er keine Schule besuchen konnte. Er verließ deshalb seine Heimat und begab sich auf eine Studienreise. Nach einem Jahr glaubte er, alles Wissenswerte bereits gelernt zu haben, verließ seinen Lehrer und setzte die Reise fort. Aber bald ging ihm das Geld aus und er musste verarmt in sein Dorf zurückkehren.
Seiner Familie war dies peinlich. Seine Frau seufzte nur und webte an ihrem Tuch weiter, seine Eltern und Brüder aber verspotteten ihn. Am schlimmsten aber verhielt sich seine Schwägerin. Sie erzählte überall herum – ob es die Leute hören wollten oder nicht: „Sū Qín ist ein Versager und wird es niemals zu etwas bringen.“
Sū Qín schloss sich in seinem Zimmer ein und kam zu dem Ergebnis: „Der Grund für meinen Misserfolg liegt darin, dass ich nicht fleißig genug gelernt habe!“
Er studierte nun verbissen bis tief in die Nacht, manchmal schlief er auch mit dem Buch in der Hand ein. Eines Tages stach er sich beim Lesen versehentlich mit einer Nadel. Da kam ihm die Idee, bei Müdigkeit sich in den Oberschenkel zu stechen, um wach zu bleiben. Seinen Zopf band er an einem Balken über seinem Kopf, sodass ein Einnicken unmöglich war.
Verwendung:
Mit der Redewendung „Su Qin sticht sich in den Oberschenkel“ beschreibt man einen Menschen, der sich nach einer Reihe von Entmutigungen dazu entschlossen hat, fleißig zu sein.
Vokabeln:
悬 xuán hängen (Langzeichen: 懸) | 梁 liáng Dachbalken |
刺 cì stechen | 股 gǔ Schenkel |