Unterwegs in Südostasien: Christine Liew in Singapur und Malaysia

Symbolbild zum Reiseblog
Reiseblog Christine Liew

Willkommen beim Reiseblog des Ostasieninstituts. Unsere stellvertretende Institutsleitung und Studienberatung Christine Liew war in Singapur und Malaysia. Sie berichtet von ihren Erlebnissen und erzählt zum Beispiel, wie in den chinesischen Communities in Malaysia das Frühlingsfest, also das chinesische Neujahrsfest, gefeiert wird oder wie die verschiedenen Ethnien hier sehr multikulturelle Gesellschaften bilden. Außerdem hat sie unsere neuen Partnerhochschulen, die UCSI University und die Taylor‘s University, in Kuala Lumpur besucht und lieferte dazu Bilder und Infos aus erster Hand.

Flughafen Frankfurt

22.01.2020 | Noch hat die Reise zum chinesischen Frühlingsfestes nicht so richtig begonnen und schon sehe ich am Frankfurter Flughafen die ersten Grüße zum chinesischen Neujahrsfest!

Chinesisches Neujahr am Frankfurter Flughafen
Chinesisches Neujahr am Frankfurter Flughafen

Und für mich neu: In Restaurants und Geschäften kann man hier mit Alipay bezahlen (Alipay ist ein chinesisches Onlinebezahlsystem mit mehr als 520 Millionen Nutzern weltweit). Es sind tatsächlich viele Chinesen unterwegs. Ich bin gespannt, was am Changi Airport in Singapur los sein wird. Und ja, ich werde fleißig Hände waschen um gesund zu bleiben. Und nein, Menschenmassen werde ich kaum vermeiden können bei einem Flughafen mit dem annähernd gleichen Passagieraufkommen wie Frankfurt!

Am Gate von Singapore Airlines läuft sogar schon chinesische Neujahrsmusik! Neben meinem Gate ist eine Maschine von Iran Air und die fliegen um 12.20 Uhr nach Teheran. Ich dachte, das geht nicht mehr… sehr viel Polizei.

Sitze im Flieger und habe mich für die nächsten 12 Stunden eingerichtet. Ich melde mich wieder von Singapur.

Flughafen Singapur

23.01.2020 | Morgens früh ist auf dem Changi Airport noch alles recht ruhig.

Willkommensschild im Flughafen Singapur. Auf der Tafel Links: Gōngxǐ fācái 恭喜发财 – Glück und Wohlstand. Rechts: Fú 福 – Glück.
Dekoration im Flughafen Singapur für das kommende Neujahrsfest. Auf der Tafel Links: Gōngxǐ fācái 恭喜发财 – Glück und Wohlstand. Rechts: Fú 福 – Glück.

Am Ausgang vom Flugzeug laufen wir über die Gangway genau auf eine Wärmebildkamera zu. Aber jetzt wird erst einmal gefrühstückt: Hainan Chicken Rice, Das inoffizielle Nationalgericht von Singapore.

Hainan Chicken Rice
Hainanischer Hühnerreis ist ein Gericht aus pochiertem Hühnerfleisch und gewürztem Reis, das mit Chilisauce und mit Gurkengarnituren serviert wird. Es wurde von Einwanderern aus Hainan in Südchina kreiert und aus dem hainanischen Gericht Wenchang Huhn adaptiert.

Dann geht es auf Entdeckungstour auf dem Flughafengelände bis der Flieger uns nach Penang im Norden Malaysias bringen wird.

Indoor Wasserfall im neuen Teil des Changi Airports, dem sogenannten Jewel City, wurde Oktober 2019 eröffnet.
Indoor Wasserfall im neuen Teil des Changi Airports, dem sogenannten Jewel City, wurde Oktober 2019 eröffnet.

2019 kürten Millionen Passagiere in einer Befragung den Airport zum sechsten Mal in Folge zum beliebtesten Flughafen der Welt.

Der 137.000 Quadratmeter große Glasbau im Zentralbereich verbindet die Terminals 1, 2 und 3 miteinander. In der Mitte des Donut-förmigen Baus ergießt sich der größte Indoorwasserfall der Welt aus einer Höhe von 40 Metern, über sieben Stockwerke. Er soll zugleich den Bau und die Pflanzen kühlen und befeuchten.

Letzter Tag des Jahres

24.01.2020 | Heute ist nach dem chinesischen Kalender Silvester. Die Schulen haben geschlossen und die meisten Geschäfte haben heute nicht mehr geöffnet, an ihren Gittern und Rollos kleben Neujahrsgrüße. Viele Chinesen besuchen heute am Vormittag die Tempel, an denen ihre Ahnen beigesetzt sind. Dort werden den verstorbenen Familienmitgliedern nicht nur ihr Lieblingsessen auf Altären angerichtet sondern sie erhalten auch neue Schuhe, Bekleidung und natürlich sehr viel Bargeld. Alles Dinge, welche die verehrten Verstorbenen im Jenseits gut gebrauchen können. Und wie kommt das alles zu ihnen? Ganz einfach: Da alle Gegenstände kleine Papiermodelle sind, werden sie verbrannt und steigen mit dem Rauch gen Himmel.

Essen und Geschenke für die Ahnen
Essen und Geschenke für die Ahnen

Und die leckeren Gerichte? Die bleiben so lange auf dem Altar vor den Grabtafeln angerichtet bis die Kerzen niedergebrannt sind. Mit ihnen steigt der gute Duft des Essens ebenfalls gen Himmel, das genügt den Ahnen anscheinend. Dann wird, ganz pragmatisch chinesisch, alles wieder eingepackt und daheim von den hungrigen Verwandten genussvoll verspeist. Denn die haben eine lange Anreise hinter sich, sind zum Teil durch die Nacht gefahren um die gefürchteten Staus auf der Autobahn zu vermeiden, um rechtzeitig zu den Festlichkeiten daheim zu sein. Gut, dass wir schon einen Tag früher gekommen sind!

Neujahrsdekoration – Rot steht in China für Glück, Freude und Wohlstand
Neujahrsdekoration – Rot steht in China für Glück, Freude und Wohlstand

Auch in Bezug auf den Jahresdämonen spielt Rot eine Rolle, denn dieser soll der Legende nach an jedem Neujahrstag ein Dorf terrorisiert haben und schließlich durch rote Farbe, Lampen und Lärm vertrieben worden sein. Auf den Wänden bringt man zudem goldfarbene Glückszeichen an. Die Spruchbänder werden an die Tür gehängt und dabei umgedreht. Allgemein wird vor dem Neujahr alles erneuert: man streicht Wände neu, kauft sich neue Kleidung, besucht den Friseur und geht vorbereitenden Einkäufen nach.

Happy Chinese New Year!

25.01.2020 | Es war laut, es war verqualmt und es war noch ziemlich warm als in der Nacht zum Samstag, den 25. Januar, das chinesische Neue Jahr in Malaysia eingeläutet wurde. Die Böller krachten und prasselten ohne Unterlass als das Jahr des Schweins zu Ende ging und das Jahr der Ratte ihren Anfang nahm. Am Morgen lagen die roten Papierfetzen der Knaller wie ein Blütenteppich auf der Straße, um Feinstaub macht sich hier (noch) niemand Gedanken.

An Neujahr soll man rote Kleidung tragen, das schützt vor bösen Geistern. Heute tragen aber nur noch ältere Chinesen Rot von Kopf bis Fuß, die jüngere Generation begnügt sich mit einer roten Tasche oder einem Oberteil in Rot. Das muss auch gar nicht festlich sein, ein rotes Shirt von Adidas genügt völlig um den besonderen Tag zu ehren.

An Neujahr gilt es, möglichst viele Freunde und Verwandte zu besuchen. Gleich zum Frühstück nach der kurzen Silvesternacht stehen die Ersten vor der Tür, schon die ganz Kleinen bekommen von jedem Erwachsenen “Ang Pow”, rote Geldumschläge, die früher das Taschengeld für das gesamte Jahr sowie auch gleich das Geburtstagsgeschenk in einem bedeuteten. Heute sind sie eher symbolisch und beinhalten nur kleines Geld aber die Summe der vielen Umschläge macht es dann doch wieder wett. Kleine Betriebe verteilen an ihre Angestellten manchmal ebenfalls rote Geldumschläge, das ist dann wie bei uns das Weihnachtsgeld. Kein Muss aber sehr willkommen!

Ang Pow, rote Geldumschläge
Ang Pow, rote Geldumschläge

Nach dem Mittagessen, in traditionsbewussten Familien wird heute übrigens nur vegetarisch gegessen, macht man sich selbst mit der Familie auf den Weg, besucht die Alten auf dem Dorf und danach die ehemaligen Schulkameraden, die nach Australien und Kanada ausgewandert sind und nun für kurze Zeit zurück gekehrt sind.

Während Neujahr gibt es überall leckere Snacks und Getränke, im Fernseher laufen tagelang, tatsächlich für die gesamten zwei Wochen des Neujahrsfestes (bis zum 15. Tag, dem “kleinen Neujahr” nach dem chinesischen Kalender) besondere Shows aus Taiwan und der Volksrepublik.

Einer von vielen Artikel in Neujahrs-Editionen
Einer von vielen Artikel in Neujahrs-Editionen

Alles ist unglaublich bunt und hektisch, ein wenig anstrengend. Im Programm der Volksrepublik besuchen die Sender verschiedene Ethnien die ihre Neujahrstraditionen vorstellen, Taiwan konzentriert sich auf Quiz- und Musikprogramme. Immer wieder werden Neujahrsbanner und lustige Mäuse eingeblendet, das ist schon anstrengend, da länger zuzuschauen.

26.01.2020 | Am 7. Tag des Frühlingsfests haben die Chinesen in Südasien einen skurrilen Brauch, der allen Beteiligten viel Spaß macht. An diesem Tag essen sie Yúshēng (魚生). Hauptbestandteil ist Lachs. Weitere Zutaten sind Radieschen, Karotten und Zwiebeln. Alle Zutaten werden ordentlich auf den Tisch gestellt. Dann werden sie gemischt. – Und jetzt beginnt der Spaß: Die Zutaten werden mit den Essstäbchen so lange hochgeworfen bis das Gericht gut gemischt ist. – Je höher, desto besser.

Das Essen muss mit den Stäbchen so hoch wie möglich geworfen werden
Das Essen muss mit den Stäbchen so hoch wie möglich geworfen werden

Diese Tradition hat natürlich eine symbolische Bedeutung. Das chinesische Wort für „Fisch“ (魚 yú) klingt so wie das Wort für „Überfluss“ (余 yú). Deswegen isst man Fisch, um im neuen Jahr Geld und Glück im Überfluss zu bekommen. Mit der Art des Mischens erhofft man sich, dass es nach oben geht. Das können Beförderungen, gute Noten  oder gute Geschäfte sein.

Das Wort „yúshēng” (魚生) selbst klingt wie „yúshēng“ (余升), das steigenden Wohlstand meint. Der Brauch selbst entstand in den 1960er Jahren in Singapur und verbreitete sich von da aus über die chinesische Gemeinde in Südostasien.

27.01.2020 | Man hört die Trommeln und Zimbeln schon von weitem, ein Trupp Liondancer zieht durch die Nachbarschaft. Und auch bei unserem Haus halten sie an. Wir haben zwei lange Reihen von Böllern auf die Straße gelegt, es kracht gewaltig als der Lion, getragen von zwei jungen Männern, dazwischen hüpft und mit tanzenden Bewegungen den Hof betritt. Am Torbogen hängt hoch oben grünes saftiges Gemüse, in die Blätter ist ein roter Geldumschlag geknotet. Der rote Löwe streckt sich und versucht, das Grün mit dem Umschlag zu erhaschen. Nach dem dritten Anlauf gelingt es ihm endlich und er kniet sich auf den Boden um das Grün zu fressen. “Cai Qing”, oder “Das Grün pflücken”, wie diese Zeremonie heißt, wird gewöhnlich von 10 oder mehr jungen Männern aufgeführt, die eine Lion Dance Gruppe bilden und oft auch Kung Fu betreiben.

Liondancer
Ein Trupp Liondancer zieht durch die Nachbarschaft

Der rote Löwe steht für Mut, Stabilität und Kraft. Sein Tanz soll Gespenster und böse Geister vertreiben. Die haben angeblich auch Angst vor Lärm, daher die Böller und die laute Musik, die jede Bewegung des agilen Löwen begleiten. Mal steigt er bedrohlich auf, mal hüft er wie ein junger Hund, der zum Spiel auffordert. Nachdem der Löwe seine Belohnung, das grüne Gemüse als Zeichen seiner Milde, gefressen hat, verbeugt er sich im Garten spielerisch vor dem Altar des Himmelsgottes bevor er und die Musikanten das Haus betreten. Auch hier zeigt er erst seinen Respekt mit Verbeugungen vor dem Altar des Erdgottes sowie der Ahnen um dann einmal durch die Räume im Erdgeschoss zu tanzen. Somit geht er sicher, dass das Haus von allem Bösen gereinigt ist und das neue Jahr sichr beginnen kann. Dann geht es wieder hinaus und erst auf der Straße nehmen die Tänzer den schweren Kopf ab und machen erst mal Pause. In der Mittagshitze liegen die Temperaturen über 35 Grad, sie freuen sich über die kühlen Getränke, die sie noch mit auf den Weg bekommen. Den roten Geldumschlag hat der Chef der Truppe schon sicher verstaut. Dann geht es weiter zum nächsten Haus, da scheint es noch vor Geistern zu wimmeln, so laut, wie weiterhin die Böller knallen!

Besuch an der UCSI University

31.01.2020 | Heute konnte ich die Kollegen unserer neuen Partnerhochschule, der UCSI University in Kuala Lumpur besuchen. Die UCSI (University College Sedaya International) zählt zu den Top-Universitäten in Malaysia sowie in der Gesamtregion der ASEAN-Staaten (Association of Southeast Asian Nations).

Wir würden schon im Foyer sehr freundlich empfangen
Wir würden schon im Foyer sehr freundlich empfangen

Die Universität besitzt zwei Campusse in Kuala Lumpur, die relativ nah zueinander liegen und mit einem Shuttlebus verbunden sind. Hier gibt es ein Sprachzentrum und Lehrveranstaltungen zu Wirtschaft, Architektur, technischen und kreativen Studiengängen. Auf einem weiteren Campus der Universität in Terengganu an der Ostküste von Westmalaysia befindet sich ein Campus, der sich hauptsächlich mit Studiengängen zu Gas und Öl beschäftigt. Ein weiterer Campus in Sarawak in Ostmalaysia setzt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Sarawak hat noch einen hohen Anteil an ursprünglichem Regenwald, hier findet man auch wild lebende Orang-Utans, ein faszinierender Aspekt für uns!

An der UCSI lernen 13.000 Studierende aus 110 Nationen, angefangen beim Bachelor bis hin zu einem Anteil von über 40 % an jungen Doktoranden. Forschung ist definitiv ein großes Thema!

Um einen Aufenthalt für die Studierenden am Ostasieninstitut attraktiv zu gestalten, wird die UCSI in Zukunft Sprachkurse in Mandarin-Chinesisch einrichten. Obwohl alle Lehrveranstaltungen grundsätzlich auf Englisch gehalten werden, sehen unsere Kollegen an der UCSI tolle Möglichkeiten, die chinesische Sprache auch im Alltag zu verwenden. Der Anteil der Chinesischsprachigen an der Bevölkerung Malaysias liegt bei guten 30 Prozent. Sie prägen jedoch die Wirtschaft des Landes und wer hier gute Geschäfte machen will, sollte sehr gut Chinesisch sprechen. Es wäre also einen Versuch wert, hier sein Chinesisch weiterzuentwickeln. Die UCSI setzt hier schon solide Grundkenntnisse voraus, die unsere Studierenden mitbringen würden. Malaysia ist nicht China, aber ein hoch interessantes Land, das wir nicht ignorieren sollten.

Besprechung mit Christine Liew und Mitarbeitern der UCSI University
Besprechung mit Christine Liew und Mitarbeitern der UCSI University

Wie mir die Kollegen bei der heutigen Besprechung mitteilen konnten, haben schon zwei Studierende für das kommende Wintersemester Interesse an der UCSI angemeldet. Im Gegenzug würde Malaysia gerne Mitarbeiter zu einem Staff Exchange nach Ludwigshafen schicken. Der Grundstein für eine spannende Zusammenarbeit ist also gelegt.

Weitere Fotos:

Weitere Fotos:

Eingang der UCSI University
Eingang der UCSI University
Die Cafeteria der Studenten
Die Cafeteria der Studenten
Banner vor dem Eingang der UCSI University
Banner am UCSI Gebäude

Besuch an der Taylor‘s University

01.02.2020 | Heute hatte ich Gelegenheit, unsere zweite Partnerhochschule in Malaysia, die Taylor‘s University in Kuala Lumpur zu besuchen. Die Universität liegt im Südwesten der Hauptstadt Malaysias und die Gebäude sind um einen hübschen See gruppiert. In der Region der heutigen Hauptstadt hatte man im 18. Jahrhundert Zinn gefunden und der See entstand durch den Abbau dieses Metalls. Die vielen kleinen Gewässer sind schon sehr auffallend hier, fast alle lassen sich auf den Bergbau zurückführen. Die Entdeckung von Zinnvorkommen führte zu einer Siedlung aus der später das moderne Kuala Lumpur hervorging. Heute wird Zinn nicht mehr abgebaut und die Seen dienen, wie bei uns im Ruhrgebiet, der Naherholung.

Blick von oben auf den Lakeside Campus der Taylor’s University. Rechts ist das Wohnheim für alle Studenten, die hohen Gebäude im Hintergrund sind Apartments für Studenten, die sich nicht den strengen Regeln des Wohnheims unterwerfen möchten. Links ist die Bibliothek.

Die Taylor‘s Universität wurde hier 1969 gegründet und ähnlich wie die UCSI University zählt sie heute zu den Topuniversitäten Südostasiens (Top 135 in Asia for QS Asia Ranking 2018). Insgesamt studieren hier 12.000 Studenten, von denen ein Drittel aus dem asiatischen Ausland stammt. Unterrichtssprache ist Englisch, im Sprachzentrum werden verschiedene Sprachkurse angeboten. Diese gehören zum Wahlpflichtprogramm und werden nicht sonderlich intensiv betrieben, also können Studierende des Ostasieninstituts hier nicht mit Intensivunterricht in Chinesisch rechnen. Spricht man allerdings schon ausreichend gut Chinesisch, kann man hier sehr gut eine asiatische Gesellschaft kennenlernen, die extrem heterogen ist. In Malaysia sprechen die Malaien Bahasa Malaysia, also malaiisch, die Inder verwenden hauptsächlich Tamil sowie Englisch und die Chinesen ihre zahlreichen Dialekte und gemeinsam wiederum Mandarin-Chinesisch. Die jungen Leute wachsen in ihrer jeweiligen Umwelt mit Kindergarten und Schule, Fernsehen und Medien in ihrer Sprache auf und kommen erst intensiv mit Malaiisch und Englisch in Kontakt, wenn sie die Universität besuchen und später dann in einem gemischten Umfeld arbeiten. Die Taylor‘s Unversity versucht, ihre Studierenden gut darauf vorzubereiten.

Die Räume der Fakultäten und Lehrveranstaltungen auf dem Campus

Studierende von Partnerhochschulen haben auch die Möglichkeit, an Sommerprogrammen mit besonderen Themen teilzunehmen. So beschäftigt sich ein Programm mit dem Rechtssystem Malaysias. In dem dreiwöchigen Programm werden nicht nur Parlament und Oberster Gerichtshof besichtigt, sondern es werden auch die Grundzüge der Rechtsprechung des Landes vermittelt. Dazu gehört auch ein Einblick in die Scharia (islamische Rechtsgrundsätze), da Malaysia ein muslimischer Staat ist und der Islam in einigen Regionen des Landes eine große Rolle spielt. Auf Wunsch verbringen die Teilnehmer die letzte Woche in einer Anwaltspraxis um einen Einblick in den Alltag der malaiischen Rechtsprechung zu erhalten.

Auf dem Campus befindet sich eine kleine eigene Mall mit Starbucks, Restaurants und weiteren kleinen Läden für den alltäglichen Bedarf. Will man mit dem Taxi ins Zentrum von Kuala Lumpur fahren, dauert das knapp 20 Minuten und kostet höchstens 5 Euro.

Ein weiteres Programm setzt sich zwei Wochen intensiv mit dem Thema “Doing Business in Asia” auseinander. Ich kann mir vorstellen, dass ein multikulturelles Umfeld wie Malaysia der ideale Ort ist, um ganz viel Erfahrung für den Umgang mit Menschen mit den verschiedensten Ethnien und Kulturen zu sammeln um später mit ihnen gute Geschäfte zu machen!

Die Taylor’s University feierte 2019 50jähriges Bestehen.

Zurück in Singapur

03.02.2020 | Wir sind nun wieder in Singapur angekommen. Hier dürfen Reisende aus China gar nicht mehr einreisen, der Flughafen war richtiggehend leer. Bei der Passkontrolle stand für jeden Reisenden ein großer Spender mit Desinfektionslösung. Bei der Ankunft wurde auf das richtige Verhalten (Händewaschen etc.) hingewiesen, im Hotel bekamen wir dann ein Infoblatt und jeder musste einen Bogen zum Gesundheitszustand ausfüllen. Es fällt auf, dass beinahe alle westlichen Reisenden keine Maske tragen. Die asiatischen Reisenden tragen zum Großteil eine Maske, schieben sie aber beständig weg, das hilft auch nicht gerade. Hier wird überall darauf hingewiesen, eine Maske bei Erkrankung zu tragen. Als Vorbeugung zur Ansteckung nützt das wohl nicht viel. 

Feuerlöscher in der U-Bahn in Malaiisch, Chinesisch, Tamil und Englisch

Wo beginnt man, wenn man von Singapur berichten will?

  • Von den vier Sprachen, die hier gesprochen werden?
  • Oder von der Peranakan-Kultur, einer ethnischen Untergruppe der Chinesen, die als erste Auswanderergruppe in Singapur, Penang und Malakka eine neue Heimat gefunden haben, als erfolgreiche Händler lokale Fauen geheiratet haben und bis heute stolz die Besonderheiten dieser Interkulturalität bewahren?
  • Oder, dass in einer Straße buddhistische neben hinduistischen Tempeln stehen und wenige Schritte weiter eine Moschee ebenso friedlich neben einer christlichen Kirche jeden Besucher willkommen heißt?
Marina Bay am Abend

Singapur ist nicht nur ein kleiner Stadtstaat mit gerade einmal 5,7 Millionen Einwohnern, im Vergleich zu seinem Nachbarn Malaysia mit dem es bis 1965 in einer Föderation verbunden war, hat sich das Land zu dem bestimmt modernsten Staat Asiens entwickelt. Marina Bay ist der jüngste Stadtteil Singapurs. Das Gelände wurde durch Zuschütten des Singapore Rivers gewonnen, wobei das Ufer bewusst für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. In Marina Bay findet der Grand-Prix von Singapur statt. Der enge Stadtkurs, der die meisten Sehenswürdigkeiten passiert, wird nachts befahren und gilt als ein Highlight der Formel-1.

Der Merlion

Der Merlion ist das Wahrzeichen Singapurs. Der Name setzt sich zusammen aus den Worten „mermaid“ und „lion“.  Er ist  ein Fabelwesen mit Löwenkopf und Fischkörper. Der Löwe spielt auf den Namen „Singapur“ an, der stammt aus dem Sanskrit und setzt sich zusammen aus „singha“ (Löwe) und „pura“ (Stadt). Singapur ist also die Löwenstadt. Der Fisch steht für die Verbundenheit mit dem Meer, was bei einer Hafenstadt ja selbstverständlich ist.

Blick auf Marina Bay Sands Hotel

Die drei Hoteltürme tragen in 191 Meter Höhe einen 340 Meter langen Dachgarten mit einem 146 Meter langen Infinity Pool. Der Architekt verwendete einen Stapel von Spielkarten als Vorlage. Die Anlage besteht aus dem Hotel mit 2561 Zimmern, einem Casino mit 2.500 Einarmigen Banditen, einer Shopping Mall, einem Museum, zwei schwimmenden Pavillons und einer Eisbahn. Im Vordergrund erkennt man die Helix-Brücke. Sie bietet einen beeindruckenden Blick auf die Stadtsilhouette. Nachts wird die Brücke so beleuchtet, dass die die Struktur der Doppelhelix erkennbar ist. Die Brücke wurde 2010 eröffnet und gilt als weltbestes Verkehrsgebäude.

Artscience Museum in Singapur

Das futuristische Bauwerk ArtScience Museum wurde von dem berühmten Architekten Moshe Safdie entworfen und soll an eine Lotusblüte erinnern. Das zentrale Thema ist Kreativität. Ein Ausstellungsraum widmet sich der Neugier und der Frage, welchen Einfluss sie auf Kunst, Wissenschaft und unsere Denkweise ausübt. Eine interaktive Galerie mit dem Motto Inspiration bringt Besuchern die großen Ideen und deren Umsetzung näher.

Sky Trees im Garden by the Bay Singapur

Die fantastischen SuperTrees im Garden by the Bay unterhalten die Menschen jeden Abend mit einer bunten Licht- und Musikshow. Die bis zu 50 Meter hohen Stahlgerüste sind mit Pflanzen bewachsen und sind in ihrer Funktion realen Bäumen nachempfunden. Sie erzeugen Energie, kühlen die Gewächshäuser, und bewässern wiederum die eigene Bepflanzung. Der knapp 100 Hektar große Grünfläche dient nicht nur als Naherholungsgebiet sondern sorgt auch für bessere Luft in Singapur.

Licht- und Toninstallation auf Wasser im Garden by the Bay. Die 334 eierförmigen Lichter wechseln ihre Farbe und geben einen Ton von sich, der zu der jeweiligen Farbe passt.

Chinatown in Singapur

Ankunft Chinatown in Singapur

04.02.2020 | Chinatown ist auf dem ersten Blick eine riesige Touristenfalle. Kaufen sollte man hier besser nichts und das Essen ist auch nicht so wunderbar, dass es einen hier unbedingt hinzieht. Aber hier befindet sich nun einmal das Epizentrum der chinesischen Kultur Singapurs und ein Besuch des größten buddhistischen Tempels des Viertels, der Buddha Tooth Relic Tempel, sollte man nicht verpassen.

Hindutempel in Singapore
Hindutempel in Singapore

Der Tempel ist in Form eines Mandalas erbaut, man bewegt sich im Kreis um den Hauptaltar. An den Wänden finden sich unzählige Boddhisatvas, das sind erleuchtete Mönche, die nicht ins Nirvana eingehen, also noch keine Erlösung vom Kreislauf der Wiedergeburt erfahren, sondern lieber den Menschen beistehen, um ihnen möglichst zur Erlösung zu verhelfen.

Buddha Tooth Relic Temple – Größter buddhistischer Tempel in Singapur – Die Statue ist ein Bodhisattva, kein Buddha

Je nach Geburtsjahr bzw. Tierkreiszeichen ist ein besonderer Bodhisattva zuständig. Ihm spendet man Öl oder Reis oder besondere Lichter, die man am Eingang für recht viel Geld kaufen kann. Oder man wechselt Scheine in Münzen und erteilt sie gleichmäßig auf alle Heiligen, damit ist man bei der Anrufung der Heiligen bestimmt auf der sicheren Seite.

Was mir aber besonders in Chinatown gefallen hat ist das Chinatown Heritage Centre. Drei alte Shop Houses wurden liebevoll restauriert um die Geschichte der chinesischen Einwanderer auf der Suche nach einem besseren Leben in Nanyang, den südlichen Meeren, zu erzählen. Die meisten der Neuankömmlinge siedelten südlich des Singapore River und so entstand Singapur.

Peranakan Heritage Home

Wer sich für das alte Singapore und den Häusern der Peranakan, der Chinesen in Singapore, interessiert, sollte unbedingt das Heritage Centre besuchen. Es veranschaulicht das Leben in Chinatown in den Nachkriegsjahren als es galt, sich aus der schlimmsten Armut zu befreien. Es erinnert ein wenig an das Auswandererhaus in Bremen und beeindruckt sehr durch die realistischen Nachbauten. Wer also ein Faible für Zeitreisen hat, ist hier genau richtig!

Weitere Impressionen vor Ort:

Singapur ist bekannt für seine Streetart. Dieses eindrucksvolle Wandbild in China Town stellt eine Szene aus der südchinesischen Oper dar.
Straßenkunst in Chinatown Singapur
Die goldene Maus im Zoo von Singapur wünscht alles Gute zum chinesischen Jahr der Maus.

EduCity Iskandar

08.02.2020 | Heute, an einem der letzten Tage in Malaysia, hat sich mir die Chance geboten, EduCity Iskandar in Johor Bahru zu besuchen. Die Millionenstadt Johor Bahru liegt ganz unten an der Spitze von Westmalaysia gegenüber von Singapur. Wie viele Grenzstädte hatte auch Johor lange Jahre ein eher schlechtes Image. Hier hat sich allerdings einiges geändert: Die Stadt wurde sauberer, Attraktionen wie Legoland oder der Hello Kitty-Park wurden gewonnen um Touristen anzuziehen und nicht zuletzt investierte der Staat und die Landesregierung von Johor massiv in den Aufbau von EduCity Iskandar um studierwillige junge Malaysier nicht an das Ausland zu verlieren sondern ihnen hier, an Außenstellen von sieben Universitäten aus Singapur, England, den USA und der Niederlande, eine sehr groß Bandbreite an Studiengängen mit international anerkannten Abschlüssen zu ermöglichen. Vor fast 10 Jahren war ich das letzte Mal in Iskandar, damals standen nur die neuen Verwaltungsgebäude der Landesregierung sowie eine neue Moschee. Heute kann man unter einer Allee von großen, schattenspendenden Bäumen am Yachthafen spazieren gehen. Ein kostenloser Shuttlebus bringt die Studierenden vom 300 Hektar großen Bildungskomplex zum Stadtzentrum der Millionenstadt. Die Universitäten von EduCity sind allesamt privat, sie kosten also Studiengebühren. Für ein Jurastudium kommen da schnell mal 100.000 Euro zusammen. Das ist aber immer noch billiger als im Ausland zu studieren. Warum studieren die jungen Malaysier nicht an einer staatlichen Hochschule des Landes? Weil sie keinen Platz bekommen. Die staatlichen Universitäten verteilen ihre Studienplätze nach einem Quotensystem, 90% gehen an Bumiputras und nur 10% an Nicht-Bumiputras. Bumiputras sind “Söhne der Erde”, also ethnische Malaien während Inder, Chinesen und andere Nicht-Malaien (aber malaysische Staatsbürger), nicht dazu gerechnet werden und somit von der Chance eines kostengünstigen Studiums im Heimatland ausgeschlossen sind, egal, wie gut ihre schulischen Leistungen waren. Diese Quote wurde trotz politischer Umbrüche im vergangenen Jahr durch das Kabinett bestätigt und trägt leider weiterhin dazu bei, dass sich das Land nicht effektiv modernisieren kann und auch die Trennung der Gesellschaft entlang ethnischer Linien nicht so schnell überwunden werden wird wie das Land es eigentlich benötigt.

Weitere Impressionen vor Ort:

Einer der vielen Restaurants

Auf dem großen Gelände finden sich unzählige Restaurants. Dieses Restaurant ist sehr modern eingerichtet und ist für sein leckeres Essen ausgezeichnet worden. 

Nasi Lemak bei McDonald’s

Auch McDonald’s ist hier vertreten. Allerdings serviert es auch Nasi Lemak, Reis gekocht in Kokosnussmilch mit Hühnchen, Erdnüssen und fritierten Anchovis. Nasi Lemak isst man in Malaysia zum Frühstück und ist quasi das Nationalgericht.

Campus der University of Reading Malaysia

Die UoRM (University of Reading Malaysia) ist der erste Übersee-Campus der britischen University of Reading und blickt auf eine Geschichte von 90 Jahren zurück. Die UoRM gehört zu den 200 führenden Universitäten weltweit. Zu ihrem Renommee trägt das Henley Management College bei.

Der neue Campus wurde 2015 bezogen und liegt in der ökonomischen Entwicklungszone Iskandar. Zu dieser Region gehört die Stadt Johor Bahru, die die Vision einer Stadt mit den neuesten umweltfreundlichen Technologien in Gebäuden und im Landschaftsbild verwirklichen will. Von Singapur ist die Stadt nur durch eine schmale Wasserstraße getrennt.

Eines der vielen Studentenwohnheime in EduCity. Das Econest hat sogar ein eigenes Schwimmbad!

Text und Fotos von Christine Liew

Ende des Reiseblogs
Christine Liew

ZUR PERSON: Christine Liew

Die Ostasienwissenschaftlerin (Jahrgang 1966) koordiniert seit 2012 den Studiengang International Business Management (East Asia) am Ostasieninstitut und ist zudem für den Aufbau des Studienschwerpunkts Korea zuständig, der seit 2016 angeboten wird. Außerdem ist Liew stellvertretende Leiterin des Instituts, das zur Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen gehört. Die Studenten können Betriebswirtschaftslehre mit besonderem Bezug zu China, Korea oder Japan studieren. Zu letzterem Land hat Liew eine besondere Verbindung: Sie machte ihren Magisterabschluss an der Tohoku-Universität in Sendai, Japan.

Zeitverschiebung

Die Zeit im Reiseort ist 7 Stunden vor der Zeit in Deutschland. Um 12:00 Uhr Mittags in Deutschland ist es in Singapur und Malaysia bereits 19:00 Uhr.

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