Bericht aus einem Drittmittelprojekt zu Handlungsfeldern der Qualitätssicherung in chinesischen und deutschen Krankenhäusern
Prof. Dr. Barbara Darimont / Prof. Dr. Eveline Häusler
Qualitätssicherung in Krankenhäusern ist in der VR China ein aktuelles Thema, da viele chinesische Patienten befürchten, nicht korrekt oder zumindest qualitativ unzureichend behandelt zu werden.
Im Zusammenhang mit diesen – teils wohl nicht völlig unbegründeten – Ängsten kann die zunehmende Zahl gewalttätiger Angriffe auf Ärzte gesehen werden (Liu, J. / Miao, J. / Zhang, D. 2016: 2).
In Deutschland geht die Bedeutung des Themas Qualitätssicherung bei Krankenhäusern auf weniger spektakuläre Ursachen zurück und erhielt zuletzt durch die Änderungen des Krankenhausstrukturgesetzes 2015 neues Gewicht. Dieses Gesetz sieht verschiedene Neuerungen hinsichtlich der externen Qualitätssicherung vor, unter anderem wurden Pay for Performance-Elemente eingeführt und eine Verbindung zur Krankenhausplanung geschaffen. Da in der VR China bereits im Zuge der Diskussionen um die Einführung eines fallpauschalierten Vergütungssystem für stationäre Krankenhausleistungen (sog. DRG) die Blicke auf Deutschland gerichtet waren, entstand die Idee, dieses in beiden Ländern aktuelle Thema aufzugreifen und Maßnahmen der der Qualitätssicherung in Deutschland und China zu vergleichen. Prof. Dr. Eveline Häusler, Stiftungsprofessur für Management und Controlling im Gesundheitsbereich, Fachbereich I, und Prof. Dr. Barbara Darimont, Ostasieninstitut, Fachbereich II, initiierten dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt, das durch Drittelmittel des Bundesministeriums für Gesundheit gefördert wird. Kooperationspartner ist Prof. Dr. med. ZHOU Zijun von der School of Public Health der 1898 gegründeten Beijing Universität, der renommiertesten Universität Chinas.
Der erste Besuch im Rahmen des Projektes in Beijing fand Ende August 2017 statt. Auf dem Programm (siehe Programm der Reise) standen neben zwei Projektsitzungen, Vorträge bei einem Seminar an der Beijing Universität, an dem akademische Kolleginnen und Kollegen, Praktiker aus dem Krankenhausmanagement sowie Studierende teilnahmen. Darüber hinaus boten Expertengespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Gesamtgeschäftsführung aller sieben Krankenhäuser der Beijing Universität und mit Vertretern des „Peking University Third Hospital“ die Gelegenheit, erste praktische Eindrücke zu gewinnen und konkrete projektbezogene Informationen zu sammeln.
Sowohl beim Seminar als auch bei den Expertengesprächen und der Besichtigung des Krankenhauses zeigte sich das rege Interesse der chinesischen Seite hinsichtlich aller Fragen, die Organisation der Kranken- und Pflegeversicherung, das DRG-System zur Vergütung von Krankenhausleistungen sowie die Instrumente zur Qualitätssicherung und zum Qualitätsmanagement in Deutschland betreffen. Daneben bestand bei den chinesischen Gesprächspartnern großes Interesse an der Frage, wie in Deutschland die Gehälter der Krankenhausärzte bestimmt werden. In China scheint dies ein virulentes Problem zu sein, das als eine Ursache den seitens der Patienten befürchteten Qualitätsmängeln zugrunde liegt. Die Besichtigung vor Ort und die geführten Expertengespräche haben die Bedeutung der interdisziplinären Besetzung des Projektteams deutlich vor Augen geführt: Die sinologisch-rechtswissenschaftliche Kompetenz schafft den notwendigen Verständnis- (und Verständigungs-!) Hintergrund, vor dem fachliche Fragen der Krankenhaussteuerung und Qualitätssicherung erst gestellt und eingeordnet werden können. Neben zahlreichen Detailinformationen zum „Peking University Third Hospital“ (siehe Infos) ist eines der wichtigsten inhaltlichen Ergebnisse der Reise, dass sich das Projekt auf die Region Peking als exemplarisch auszuwählende Schwerpunktregion konzentrieren sollte: Mit einem von der Regionalregierung etablierten Scoring-Modell bestehen hier bereits erste Ansätze einer externen Qualitätssicherung mit Elementen öffentlicher Rechenschaftslegung. Bis zum anvisierten gemeinsamen deutsch-chinesischen Vortrag auf dem Chinasymposium im Rahmen des Hauptstadtkongresses 2018 in Berlin ist es jedoch noch ein weiter Weg.
Neben dem gemeinsamen Vortrag beim Kongress in Berlin ist im Rahmen des Projektes im kommenden Jahr ein mehrtägiger Workshop an der Hochschule Ludwigshafen vorgesehen, während dessen Studierenden der gesundheitsökonomischen Studiengänge und Studierende des Ostasieninstituts der Hochschule gemeinsam mit den chinesischen Projektteilnehmern und Krankenhauspraktikern aus Deutschland das Thema Qualitätssicherung vergleichend aufarbeiten. Als zusätzliche Maßnahme wird eine Masterarbeit zum Thema vergeben, die sich mit der Entwicklung von Empfehlungen für die Ausgestaltung und weitere Umsetzung von Public Reporting bzw. Pay for Performance in der internationalen Perspektive befasst.
Nach dem ersten Kennenlernen ist das Interesse und Engagement auf allen Seiten geweckt. Es verspricht ein anregendes interdisziplinäres Projekt mit kulturellem Dialog auf höchstem Niveau zu werden. Möglich wurde dieses Forschungsprojekt durch die zukunftsweisende erstmalige Vernetzung der am Ostasieninstitut des Fachbereich II verankerte Regionalkompetenz für China sowie das am Fachbereich I und im Institut für Management, Ökonomie und Versorgungsforschung – IMÖVG gebündelte gesundheitsökonomische Know-How. Für die freundliche Unterstützung vor und während des Forschungsaufenthalts durch den Vizepräsidenten für Internationales und Frau Ai-ming Gao, die zu selben Zeit ebenfalls in Peking waren, sind die Projektleiterinnen sehr dankbar.
Quellen:
Liu, J. / Miao, J. / Zhang, D. (2016): Dilemma of healthcare reform and invention of a new discipline of health fiscalogy. Global Health Research and Policy. PP. 1-7. DOI 10.1186/s41256-016-0003-X.
Programm der Reise
28.08.2017
Auftaktsitzung Projektpartner Peking Universität und Hochschule Ludwigshafen
29.08.2017
Vorträge an der Peking Universität
Prof. Dr. Häusler: “Regulatory Framework of Hospital Management in Germany: Payment System and Quality Assurance”
Prof. Dr. Darimont: “The German health insurance and the long-term care insurance for old people”
30.08.2017
Vormittags: Expertengespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Gesamtgeschäftsführung der Krankenhäuser der Universität Peking.
Nachmittags: Expertengespräch mit Vertretern der Leitung des “Peking University Third Hospital” und Besichtigung des ambulanten Behandlungszentrums dieses Krankenhauses.
31.08.2017
Abschluss-Sitzung Projektpartner Peking Universität und Hochschule Ludwigshafen
Infos
