Frank Rövekamp ist Mitorganisator des zweitägigen Turniers im Ostasieninstitut — Variante des Schachspiels
(Interview: Marcel Böhles in der Rheinpfalz vom 11. Oktober 2013)
„Am Wochenende, jeweils ab 11 Uhr, findet im Ludwigshafener Ostasieninstitut (OAI) das German International Shōgi-Festival statt, ein zweitägiges Turnier in der japanischen Variante des Schachs. Erwartet wird neben rund 50 Spielern aus ganz Europa ein japanischer Großmeister, der die Kunst des Shōgispiels im Ausland repräsentiert. Nach der Europameisterschaft 2011 wird Ludwigshafen zum zweiten Mal Schauplatz einer großen Shōgi-Meisterschaft. OAI-Leiter Frank Rövekamp erklärt, was Shogi bedeutet.
Herr Rövekamp, ist Ludwigshafen zu einer Art Shogi-Hochburg geworden?
Es gibt seit mehreren Jahren eine kleine, aber sehr aktive Gemeinschaft in und um Ludwigshafen, die nicht nur begeistert Shōgi spielt, sondern auch gerne Turniere ausrichtet und dazu andere einlädt. Seit Shōgi vor einigen Jahren außerhalb Japans populär wurde, haben sich in Europa einige wenige Zentren herausgebildet, zu denen auch Ludwigshafen gehört.
Welchen Stellenwert besitzt Shōgi heute in Japan?
Es ist ein Denksport, der jedem Japaner ein Begriff ist. Es dürfte sicher mehrere Hunderttausend Spieler geben. Im Topbereich ist Shōgi professionell organisiert, es gibt einen Dachverband, der regelmäßig hoch dotierte Turniere ausrichtet. Ungefähr 150 Spieler zählen zur Elite. Sie können sehr gut von Shōgi leben und besitzen ein ausgesprochen hohes Ansehen in Japan. Selbst im japanischen Fernsehen läuft jeden Sonntagvormittag eineinhalb Stunden Shōgi – es ist dort nicht wegzudenken.
Was zeichnet Shōgi aus? Und wo gibt es Unterschiede zum Schach?
Schach und Shōgi haben die gleichen Wurzeln. Die Japaner haben das Schach vor rund 400 Jahren importiert und es mit eigenen Ideen weiterentwickelt. Das Brett besteht aus neun mal neun Feldern. Es gibt 20 statt 16 Figuren, und fast nie endet eine Partie unentschieden. Das liegt daran, dass geschlagene Figuren vom Gegner jederzeit und überall wieder eingesetzt werden können, was dem Spiel eine enorme Dynamik verleiht. Das Spiel endet in aller Regel mit dem Mattsetzen des Königs, daher sollte man in keinem Zug Zeit verlieren.
Wie viele Anhänger besitzt Shōgi mittlerweile außerhalb Japans?
Shōgi hat sich erst in den vergangenen Jahren im Ausland etabliert. Inzwischen gibt es auch in China sehr starke Spieler, in Europa ist der Amateurbereich noch ein kleines und zartes Pflänzchen. … Die meisten kommen aus Frankreich, Polen und Deutschland, wobei sich mehrere kleine Klubs gebildet haben, zu denen auch Shōgi Kurpfalz in Ludwigshafen gehört.
Was verbindet Sie persönlich mit dem japanischen Schach?
Als Student habe ich in den 80er-Jahren zwei Jahre in Japan verbracht, wo mir Kommilitonen Shōgi beigebracht haben. Als Schachspieler hatte ich davon vorher noch nichts gehört und habe es danach nicht konsequent weiterverfolgt. Erst seit etwa zehn Jahren bin ich regelmäßig bei Turnieren und habe mittlerweile eine offizielle Lizenz des japanischen Shōgi-Verbandes, das Spiel zu unterrichten.
Sie erwarten zum Turnier den japanischen Großmeister Teruichi Aono, eine Koryphäe des Shōgi.
Er reist extra zum Turnier aus Japan an. Herr Aono gehörte lange Jahre zu den besten Spielern überhaupt und mischt heute mit 60 Jahren noch in der Eliteklasse mit. Er ist die Nummer Zwei des japanischen Verbandes und sehr an der Ausbreitung des Shōgi interessiert, weshalb er die weite Reise auf sich nimmt. Er wird für die Spieler vor Ort einige Demonstrationsspiele absolvieren und Strategien erklären, wobei wir als Organisatoren ihn dolmetschen werden.
Welche Perspektiven sehen Sie für das Shōgi in der Zukunft?
Shōgi hat nicht das Zeug zum Volkssport, aber meiner Meinung nach das Potenzial zur weiteren Verbreitung. Es wird heute schon an einigen Schulen in Deutschland angeboten, wo es auf reges Interesse stößt. Nicht nur für Schachspieler, sondern auch für alle mit Affinität zu Japan bietet es einen interessanten Einstieg in die Kultur des Landes.
Zur Person: Frank Rövekamp
Der 50 Jahre alte Diplom-Kaufmann ist seit 2009 Leiter des Ostasieninstituts und Experte für japanische Wirtschaft und Landeskunde. Er befasst sich seit Jahrzehnten hobbymäßig mit dem hierzulande noch weithin unbekannten Shōgi und ist Mitorganisator des Turniers. Rövekamp arbeitete früher unter anderem beim Sitzhersteller Keiper-Recaro und leitete in Japan das kaufmännische Geschäft. Später folgten Managertätigkeiten für den Chemiekonzern Bayer in Deutschland und verschiedenen asiatischen Ländern.
Frank Rövekamp ist seit zehn Jahren bei Turnieren und hat eine Lizenz des japanischen Verbandes.”
Bilder vom Turnier





