Jīngwèi tián hǎi.
Jingwei füllt das Meer auf.
Nǚwā (女娃), die Tochter des (mythischen) Kaisers Yàndì (炎帝), spielte am Strand des Ostmeeres und sah das tiefblaue Meer, das sie verlockte, darin zu schwimmen. Doch als sie sich etwas vom Ufer entfernt hatte, wurde das Meer stürmisch und es türmten sich haushohe Wellen auf. Der Meeresgott hatte sich einen Scherz mit Nǚwā erlaubt, die es nicht mehr schaffte ans Ufer zu kommen und ertrank.
Als Yàndì davon hörte, eilte er ans Meer und rief den Namen seiner jüngsten Tochter, doch alles was er fand, war ein kleiner Vogel, der um ihn herumflatterte und schrill rief. Yàndì war sich sicher, dass sich Nǚwā in diesen Vogel verwandelt hatte und weinte bittere Tränen.
Da rief der Vogel plötzlich „jīngwèi“, flog zu den Westbergen, pickte dort ein Steinchen auf und warf ihn ins Ostmeer.
Von da an flog der kleine Vogel immer wieder in die Westberge, holte Steinchen und warf sie ins Ostmeer.
Der Meeresgott verstand, was der kleine Vogel vorhatte, lachte ihn aus und sagte: „Das Meer ist so weit und tief, dass du es niemals auffüllen kannst.“
Der Vogel antwortete jedoch: „Ich werde nie aufhören und eines Tages – glaube mir – werde ich das Meer aufgefüllt haben.“
Verwendung:
Der Vogel Jingwei steht seitdem für nicht nachlassende Entschlossenheit.
Vokabeln:
精卫 Jīngwèi (Langzeichen: 衛) | 填 tián auffüllen | 海 hǎi Meer |